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Mumbaqat

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Autor des Erstbeitrages Alfred Werner Maurer

Tall Munb?qa (auch Ekalte (Mumbaqat)) ist eine heute in Ruinen liegende 5000 Jahre alte Stadtanlage in Nordsyrien.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Das Ruinenfeld liegt am Ostufer des Oberlaufs des Euphrat über dem Steilhang des einstigen Flusstales. Im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. war die Stadt ein bedeutender Stadtstaat der Region.

Durch die Errichtung der Tabqa-Talsperre bei Tabqa ist die Stadtruine heute teilweise geflutet. Die Situation im Staudammgebiet hat sich in den Jahren seit der Aufnahme der Grabungstätigkeit im Jahre 1969 grundlegend geändert. Im Euphrattal, dessen Bild durch das Grün der Baumwolle und den breiten Fluss geprägt wurde, hat sich ein großer Stausee gebildet, der die Ruinenstadt teilweise überschwemmt hat. Am stärksten betroffen ist das Westufer mit seinen flachen Flussterrassen, die als erste überschwemmt wurden.

Der hoch über dem Steilabfall des Ostufers gelegene Tall Munb?qa ist noch erhalten.

Das bei der Grabung 1974 freigelegte Nordost-Tor liegt auf 36° 13? 9? N, 38° 7? 54? O36.21915938.131635 Koordinaten: 36° 13? 9? N, 38° 7? 54? O, das Südtor auf 36° 13? 1? N, 38° 7? 44? O36.21704738.12891.

Stadtentstehung

Der Euphrat war eine der „Landstraßen“, die Asien mit dem Mittelmeer verbanden. Der Verlauf einer der wichtigsten Handelsstraßen zwischen den sumerischen und später babylonischen Machtzentren und den syrischen Küstenstädten und der unmittelbare Zugang zum schiffbaren Hauptfluss können als eine der Grundmotive für diese Stadtgründung angesehen werden. Der Handel war Antrieb zum Städtebau. Stadtmacht und Stadtzerstörung kennzeichnen das Urbanisationsfieber des 3. und 2. Jt. vor Chr. In Nordsyrien, wo der Fluss aus dem armenischen Hochland nach Südosten abbiegt, 200 km vom nahe liegenden Mittelmeer lagen wichtige Handelsplätze. Von dort verläuft die Straße über das nordsyrische Plateau nach Aleppo. Schon ab dem 4. Jt. v. Chr. sind hier sumerische Handelsstätten nachweisbar. Im 3. Jt., dem Höhepunkt der kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung, entstanden Fürstensitze nach dem Vorbild sumerischen Städte. Das altsyrische Reich reichte sich im 2. Jt. v. Chr. bis an den Euphratbogen. Der Mitannistaat der Hurriter beherrschte wenige Jahrhunderte darauf den Nord-Osten des heutigen Syriens mit dem Euphrattal. Im 14. Jahrhundert v. Chr. beherrschten die Hethiter Nordsyrien und der Euphrat bildete die Grenze zwischen dem assyrischen Gebiet und dem hethitischen Großreich. Um 1200 v. Chr. besiedelten die Aramäer am Euphrat. Diese wechselvolle Geschichte erschließt sich aus den zahlreichen Ruinenhügeln entlang des 90 km langen Stausees. Einer der größten ausgegrabenen Ruinen dieser alten Kulturlandschaft ist Tall Munb?qa.

Erforschung des Tall Munb?qa

Im Jahre 1907 entdeckte die englische Forscherin Gertrude Bell die Ruine, erstellte einen Plan und beschrieb die Wallanlage: "Munbayah, wo meine Zelte aufgeschlagen waren - der arabische Name bezeichnet nur einen hochgelegenen Platz - war vermutlich das Bersiba in Ptolemäus' Ortsnamenliste. Es besteht aus einer doppelten Umwallung, am Flußufer gelegen." Gertrude Bell irrte in der Lokalisierung von Bersiba, erkannte aber die Bedeutung des Ruinenhügels für die Erforschung der orientalischen Stadt. Die 400 m x 500 m große, rechteckige, einst stark befestigte Stadtruine wurde 1964 anlässlich der Bereisung des geplanten Stauseegebietes dokumentiert und erforscht. 1968 beantragte die Deutsche Orientgesellschaft die Ausgrabungserlaubnis für den Ruinenhügel. 1969-1970 wurde von E. Heinrich (Universität Berlin) die Vermessung der oberirdisch sichtbaren Baureste vorgenommen und 1971 mit deren Freilegung begonnen. Die Ausgrabung wurde 1973 und 1974 von Winfried Orthmann und 1977 von Alfred Werner Maurer von der Universität Saarbrücken geleitet und ab 1979 von Dittmar Machule von der Technischen Universität Hamburg-Harburg weitergeführt. Während der Grabungskampagnen 1973, 1974 und 1977 waren bis zu 16 Wissenschaftler und bis zu 90 einheimische Arbeiter an den Ausgrabungsarbeiten beteiligt. Der antike Name der spätbronzezeitlichen Stadt wird aufgrund von 15 aufgefundenen Tontafeln mit der Nennung dieses Stadtnamens mit "Ekalte" angenommen. Möglicherweise ist Tall Munb?qa zur Mittelbronzezeit mit dem bei Apla?anda von Karkemiš und Šamši-Adad I erwähnten Yakaltum gleichzusetzen [1]

Besiedlungsgeschichte der Stadt

Der Siedlungshügel liegt direkt am linken Euphratufer und ist von einer gewaltigen Wallanlage umgeben, welche zum Fluss hin einen Steilhang bildet und nach Osten zum Land hin flacher wird. Die natürliche Topographie des Flusstales, und der angrenzende Hügel bestimmt die Form der Stadtanlage. Zunächst bestand nur die mit einem Befestigungsring umgebene Innenstadt, die in mittelsyrischer Zeit (um 1600-1400 v. Chr.) durch eine zum Land gelegene Vorstadt nach Osten erweitert wurde. Die ehemals östliche Umwallung der Innenstadt trennt nun diese von der Stadterweiterung. Die Fortifikation wurde in dieser Zeit erweitert und durch eine im Nordhang der Umwallung aus luftgetrockneten Lehmziegeln errichtete Toranlage mit zwei mächtigen Türmen gesichert. Das spätere Verschließen des Tores mit vorgesetzten gewaltigen Kalksteinblöcken schützte dieses vor der Zerstörung. Dieser Besiedlungsschicht gehört auch das Südwest-Tor an. Die Vorstadt wurde nach Südwesten über ein weiteres Torgebäude (Südwest-Tor) angedient. Der östliche innerstädtische Wall weist zum südöstlichen Teil der Vorstadt nahe dem Südwest-Tor eine Einsenkung auf die darauf schließen lässt, dass hier ein Zugang zur Innenstadt bestanden hat. In dem jüngeren Abschnitt der Mittelsyrischen Zeit wurden die Stadtmauern teilweise erneuert und verstärkt.

Außerhalb der Befestigungsanlage im Bereich der Uferzone wurde ein gut erhaltener Töpferofen aus Lehmziegeln mit Lochtenne und Kuppel ausgegraben. Etwa 250 m südlich der Stadt wurden eine Reihe von Grabkammern entdeckt die in die zweite Hälfte des 3. Jt. v. Chr. datiert sind.

Die am Nordwestrand des Ruinenhügels zum Euphrat in der Innenstadt gelegenen Heiligtümer, der Tempel I mit Nebengebäuden und Tempel II sind der Altsyrischen Periode (etwa 2000–1600 v. Chr.) zuzuordnen. Die beiden Kultbauten dienten der Verehrung der beiden Hauptgottheiten. Der Nordwestlich gelegene Tempel I hat die Außenabmessungen von 12,60 x 26,80 m und 2,70 m dicke Steinmauern aus unbehauenen Steinen gesetzt. Die Einteilung des Grundrisses bestand aus dem Gemach der Gottheit, der Cella, einem länglich-viereckigen Raum, mit einer Vorhalle, die sich mit zwei Säulen zwischen zwei Anten nach Osten öffnet. Im Innenraum dieses Steinbaues wurden 1973 die Bauschichten 4 bis zum Fußboden 4c freigelegt, 1974 fand man darunter die älteste zu den Mauern gehörende Begehungsschicht (4d). Diese älteste Siedlungsschicht, ein kleines Heiligtum, eine Tempelcella aus Lehmziegeln unterhalb des nördlichen Tempel I gehört der Frühsyrischen Periode (etwa 2600-2100 v. Chr.) an. Nördlich des Tempels fanden sich die Reste eines Steingebäudes. 2,00 m vor der nördlichen Längswand des Tempels wurde ein Steingebäude freigelegt. Ein langrechteckiger Raum von 8 x 5 m (jüngste Phase Schicht 2a). Der Zugang zu dem Raum befindet sich auf der östlichen Schmalseite. In diesem Bereich wurden 13 Tonmodelle von Lebern gefunden, die für Weissagungen vom Priester verwendet wurden. In ihrer unmittelbaren Nähe wurden drei Bruchstücke verschiedener Tontafeln mit Keilschrift entdeckt. Nördlich von diesem Gebäude durch eine schmale Gasse getrennt wurde ein Steinhaus mit einem Raum und einem Hof freigelegt.

Der größere Tempel II hat die Außenmaße von 33,75 x 15,00 m und 3,00 m dicke Steinmauern. Man betrat die Tempel von Osten über eine nach Osten offene Vorhalle, welche durch die Anten der Längsmauer und von zwei Säulen gestützt wurde. Von der Vorhalle stieg man über eine 2 m breite steinerne Treppenanlage in den östlichen Teil des Hauptraumes und von dort über eine zweite Treppe in das mit Altar und Bänken ausgestattete Allerheiligste.

Stratigraphie und Datierung der Besiedlungsschichten

Die aus übereinandergeschichteten antiken Ruinen bzw. übereinander angehäuftem Trümmerschutt in den Grabungskampagnen 1973-1977 aufgefundenen Hauptbesiedlungsschichten dieses Fürstensitzes des 2. Jahrtausend v. Chr. gliedern sich wie folgt:

Mumbaqat IV: Frühsyrische Periode (etwa 2600-2100 v. Chr.) Siedlungsschicht des ältesten Heiligtums (Kleiner Tempel der Schicht 4c datiert auf 2500-2300 v. Chr.) im Bereich inner- und unterhalb des großen Tempels I. Die rechteckige Tempelcella mit den Innenabmessungen des Raumes von 3,50 x 5,00 m bestand aus 1 m dicken verputzten Lehmziegelmauern. Den Raum betrat man von Osten über eine einflügelige Tür. Zum Aufstellen von Opfergaben befanden sich vor der Westwand flache Lehmziegelbänke und in der Mitte ein stufenförmig zum Raum hin abgestufter Altarblock. Im Altarblock eingemauert ein Gründungsopfer bestehend aus Fritteperlen. Schichten aus dieser Zeit wurden auch auf der Kuppe im Zentrum des Grabungshügels und unter dem Tempel II entdeckt. Ein freigelegtes Kammergrab nördlich der Stadt (sog. Nordgrab) ergänzt den Siedlungsbefund und gibt Auskunft über die Bestattungssitten der antiken Bevölkerung in dieser Zeit.

Mumbaqat III: Altsyrische Zeit (etwa 2000-1600 v. Chr.): Siedlungsschicht der Vorläuferbauten von den Heiligtümern Tempel I und Tempel II und der inneren Stadtbefestigung. Nordost-Tor zur Vorstadt aus Lehmziegelkonstruktion mit Wehrgang und Vorhof, flankiert von zwei Bastionen bzw. Ecktürme am Fuße des Innenstadtwalls gelegen. Errichtung und Besiedlung der Vorstadt ca. 1600 v. Chr. Südwestlicher Zugang zur Vorstadt bestehend aus einem Torgebäude mit großer Halle und Feuerstelle, drei angebauten Nebenräumen und Vorraum, welches zusammen mit der Befestigungsmauer errichtet wurde.

Mumbaqat II: Mittelsyrische Periode (etwa 1600-1200 v. Chr.): Anlage der Vorstadt mit äußerer Fortifikation. Erneuerung und Ausbau der Heiligtümer Tempel I und Tempel II. Bestattung der Toten in Kammergräbern (sog. Südgrab) außerhalb der Stadt.

Mumbaqat I: Römisch-byzantinische Tumuli und Kammergräber innerhalb der Stadt

 Ausgewählte Funde

[Bearbeiten] Die Tontafeln

3 Tontafelfragmente wurden bereits bei den Grabungsarbeiten 1974 im Planquadrat 2737 entdeckt. Diese Fragmente gehören verschiedenen Textgattungen an. Das größte Fragment stammt von einer Urkunde, dessen erhaltene Zeilenanfänge sind Reste einer Zeugenliste; auf der anderen Seite der Tafel war ein Siegel abgerollt. Insgesamt wurden in Tall Munb?qa 89 spätbronzezeitlichen Tontafeln gefunden, sechs weitere gelangten durch den Kunsthandel in Privatsammlungen. Fast alle Tafeln wurden in Privathäuser aufgefunden und sind Familienarchiven zuzuordnen. Die Urkunden dokumentieren Immobiliengeschäfte, Testamente und Adoptionsurkunden. Der antike Name des Tall Munbaqa lautet Ekalte. In den 15 Urkunden ist dieser Name 17-mal niedergeschrieben. Sieben Tafeln tragen eine Datierung. Abrollungen eines altakadischen Siegels befinden sich auf den Urkunden zu den Immobilien aus dem Besitz des Stadtgottes und der Stadt.

Literatur

Einzelnachweise

  1. ? W. Yuhong, N.A.B.U. 2/1991, D. Charpin, N.A.B.U. 1 /1993, 26.
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Mumbaqat
 
 
 
 
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Mumbaqat

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'''Tall Munbaqa / Ekalte ''' (Mumbaqat) Stadtanlage in Nordsyrien am östlichen Euphratufer über dem Steilhang des einstigen Flusstales gelegen. Eine 400 x 500 m große 1964 entdeckte Stadtruine, die heute im Überflutungsbereich des Assad Stausees liegt. 1969 wurde von E. Heinrich im Auftrage der Deutschen Orientgesellschaft mit den Ausgrabungen begonnen, die 1973 und 1974 von W. Orthmann, 1977 von A. Maurer und ab 1979 von D. Machule geleitet wurden. Die älteste Siedlungsschicht, ein kleines Heiligtum, eine Tempelcella aus Lehmziegeln unterhalb des nördlichen Tempel I gehört der Frühsyrischen Periode (etwa 2600 - 2100 v. Chr.) an. Die am Nordwestrand des Ruinenhügels zum Euphrat gelegenen Heiligtümer, die Steinbauten Tempel I und II sind der Altsyrischen Periode (etwa 2000 – 1600 v. Chr.) zuzuordnen. Der größere Tempel II hat Außenmaße von 33 x 15 m und 3,50 m breite Steinmauern. Man betrat die Tempel von Osten her durch eine nach Osten offene Vorhalle, welche durch die Anten der Längsmauer und von zwei Säulen gestützt wurde. Von der Vorhalle stieg man über eine 2 m breite steinerne Treppenanlage in den östlichen Teil des Hauptraumes und von dort über eine zweite Treppe in das mit Altar und Bänken ausgestattete Allerheiligste. In der mittelsyrischen Zeit (etwa 1600 – 1400 v. Chr.) wurde das Stadtgebiet östlich mit einer Vorstadt erweitert und die Fortifikation der Stadt ausgebaut. Dieser Besiedlungsschicht gehört das Südwest-Tor an. In der frühmittelsyrischen Zeit (um 1600 -1400 v. Chr.) war die Vorstadt durch eine im Nordhang der Umwallung errichtete Toranlage aus luftgetrockneten Lehmziegel mit zwei mächtigen Türmen gesichert. Das spätere Verschließen des Tores mit vorgesetzten gewaltigen Kalksteinblöcken schützte dieses vor der Zerstörung. Außerhalb der Befestigungsanlage im Bereich der Uferzone wurde ein gut erhaltener Töpferofen aus Lehmziegel mit Lochtenne und Kuppel ausgegraben. Etwa 250 m südlich der Stadt wurden eine Reihe von Grabkammern entdeckt die in die zweite Hälfte des 3. Jt. v. Chr. datiert sind.
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'''Tall Munb?qa''' (auch '''Ekalte (Mumbaqat)''') ist eine heute in Ruinen liegende 5000 Jahre alte Stadtanlage in Nord[[syrien]].
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[[Media:Lit. W. Orthmann: Der Alte Orient, Propyläen Kunstgeschichte, Bd. 14 (1974), 475;W. Orthmann/H. Kühne, Mumbaqat 1973, Vorläufiger Bericht über die von der Deutschen Orient-Gesellschaft mit Mitteln der Stiftung Volkswagenwerk unternommenen Ausgrabungen, (1974) 53-97; W. Orthmann, Mumbaqat 1974. Vorläufiger Bericht über die von der Deutschen Orient-Gesellschaft mit Mitteln der Stiftung Volkswagenwerk unternommenen Ausgrabungen, MDOG 108(1976) 25-44; W. Mayer, Tall Munbaqa - Ekalte II. Die Texte, DOG 102, Saarbrücken 2001; Boese / W. Orthmann</B>, Mumbaqat. Eine 5000 Jahre alte Stadt am Euphrat, Saarbrücken 1976; A. Maurer: Ausgrabungen 1977 in Mumbaqat am Syrischen Euphrat, Vortrag am 17.03.1978 in Berlin Schloß Charlottenburg ; P. Werner, Tall Munbaqa - Bronzezeit in Syrien. Katalog zur Wanderausstellung, Neumünster 1998; E. Kretz, Ein Töpferofen mit Lochtenne und Kuppel in Mumbaqat, in: Festschrift für Martin Graßnick, ed. Fachbereich Architektur / Raum- und Umweltplanung / Bauingenieurwesen der Universität Kaiserslautern, 1987, 267-270.]]--[[Benutzer:Alfred Werner Maurer|Alfred Werner Maurer]] 19:02, 30. Jul 2006 (CEST)
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== Geographische Lage ==
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Das Ruinenfeld liegt am Ostufer des Oberlaufs des [[Euphrat]] über dem Steilhang des einstigen Flusstales. Im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. war die Stadt ein bedeutender [[Stadtstaat]] der Region.
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Durch die Errichtung der [[Tabqa-Talsperre]] bei [[Tabqa]] ist die Stadtruine heute teilweise geflutet. Die Situation im Staudammgebiet hat sich in den Jahren seit der Aufnahme der Grabungstätigkeit im Jahre 1969 grundlegend geändert. Im Euphrattal, dessen Bild durch das Grün der Baumwolle und den breiten Fluß geprägt wurde, hat sich ein großer Stausee gebildet, der die Ruinenstadt teilweise überschwemmt hat. Am stärksten betroffen ist das Westufer mit seinen flachen Flußterrassen, die als erste überschwemmt wurden.
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Der hoch über dem Steilabfall des Ostufers gelegene Tall Munb?qa ist noch erhalten.
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== Stadtentstehung ==
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Der Euphrat war eine der „Landstraßen“, die [[Asien]] mit dem [[Mittelmeer]] verbanden. Der Verlauf einer der wichtigsten Handelsstrassen zwischen den [[sumer]]ischen und später [[babylon]]ischen Machtzentren und den syrischen Küstenstädten und der unmittelbare Zugang zum schiffbaren Hauptfluss können als eine der Grundmotive für diese Stadtgründung angesehen werden. Der Handel war Antrieb zum Städtebau. Stadtmacht und Stadtzerstörung kennzeichnen das Urbanisationsfieber des 3. und 2. Jt. vor Chr. In Nordsyrien, wo der Fluss aus dem armenischen Hochland nach Südosten abbiegt, 200 km vom nahe liegenden Mittelmeer lagen wichtige Handelsplätze. Von dort verläuft die Strasse über das nordsyrische Plateau nach [[Aleppo]]. Schon ab dem 4. Jt. v. Ch. sind hier sumerische Handelsstätten nachweisbar. Im 3. Jt., dem Höhepunkt der kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung, entstanden Fürstensitze nach dem Vorbild sumerischen Städte. Das altsyrische Reich reichte sich im 2. Jt. v. Ch. bis an den Euphratbogen. Der Mitannistaat der [[Hurriter]] beherrschte wenige Jahrhunderte darauf den Nord-Osten des heutigen Syriens mit dem Euphrattal. Im 14. Jahrhundert v. Chr. beherrschten die [[Hethiter]] Nordsyrien und der Euphrat bildete die Grenze zwischen dem assyrischen Gebiet und dem hethitischen Großreich. Um 1200 v. Chr. besiedelten die [[Aramäer]] am Euphrat. Diese wechselvolle Geschichte erschließt sich aus den zahlreichen Ruinenhügeln entlang des 90 km langen Stausees. Einer der größten ausgegrabenen Ruinen dieser alten Kulturlandschaft ist Tall Munb?qa.
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== Erforschung des Tall Munb?qa ==
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Im Jahre 1907 entdeckte die englische Forscherin [[Gertrude Bell]] die Ruine, erstellte einen Plan und beschrieb die Wallanlage: "Munbayah, wo meine Zelte aufgeschlagen waren - der arabische Name bezeichnet nur einen hochgelegenen Platz - war vermutlich das [[Bersiba]] in Ptolemäus' Ortsnamenliste. Es besteht aus einer doppelten Umwallung, am Flußufer gelegen." Gertrude Bell irrte in der Lokalisierung von Bersiba, erkannte aber die Bedeutung des Ruinenhügels für die Erforschung der orientalischen Stadt. Die 400 m x 500 m große, rechteckige, einst stark befestigte Stadtruine wurde 1964 anlässlich der Bereisung des geplanten Stauseegebietes dokumentiert und erforscht. 1968 beantragte die [[Deutsche Orientgesellschaft]] die Ausgrabungserlaubnis für den Ruinenhügel. 1969-1970 wurde von E. Heinrich (Universität Berlin) die Vermessung der oberirdisch sichtbaren Baureste vorgenommen und 1971 mit deren Freilegung begonnen. Die Ausgrabung wurde 1973 und 1974 von [[Winfried Orthmann]] und 1977 von [[Alfred Maurer]] von der Universität Saarbrücken geleitet und ab 1979 von [[Dittmar Machule]] von der[[Technische Universität Hamburg-Harburg|Technischen Universität Hamburg-Harburg]] weitergeführt. Während der Grabungskampagnen 1973, 1974 und 1977 waren bis zu 16 Wissenschaftler und bis zu 90 einheimische Arbeiter an den Ausgrabungsarbeiten beteiligt.
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Der antike Name der [[spätbronzezeit]]lichen Stadt wird aufgrund von 15 aufgefundenen Tontafeln mit der Nennung dieses Stadtnamens mit "Ekalte" angenommen. Möglicherweise ist Tall Munb?qa zur Mittelbronzezeit mit dem bei [[Apla?anda von Karkemiš]] und [[Šamši-Adad I]] erwähnten Yakaltum gleichzusetzen <ref>W. Yuhong, N.A.B.U. 2/1991, D. Charpin, N.A.B.U. 1 /1993, 26.</ref>
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== Besiedlungsgeschichte der Stadt ==
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Der Siedlungshügel liegt direkt am linken Euphratufer und ist von einer gewaltigen Wallanlage umgeben, welche zum Fluss hin einen Steilhang bildet und nach Osten zum Land hin flacher wird. Die natürliche [[Topographie]] des Flusstales, und der angrenzende Hügel bestimmt die Form der Stadtanlage. Zunächst bestand nur die mit einem Befestigungsring umgebene Innenstadt, die in mittelsyrischer Zeit (um 1600-1400 v. Chr.) durch eine zum Land gelegene Vorstadt nach Osten erweitert wurde. Die ehemals östliche Umwallung der Innenstadt trennt nun diese von der Stadterweiterung. Die [[Fortifikation]] wurde in dieser Zeit erweitert und durch eine im Nordhang der Umwallung aus luftgetrockneten [[Lehmziegel]]n errichtete Toranlage mit zwei mächtigen Türmen gesichert. Das spätere Verschließen des Tores mit vorgesetzten gewaltigen Kalksteinblöcken schützte dieses vor der Zerstörung. Dieser Besiedlungsschicht gehört auch das Südwest-Tor an. Die Vorstadt wurde nach Südwesten über ein weiteres Torgebäude (Südwest-Tor) angedient. Der östliche innerstädtische Wall weist zum südöstlichen Teil der Vorstadt nahe dem Südwest-Tor eine Einsenkung auf die darauf schließen lässt, dass hier ein Zugang zur Innenstadt bestanden hat. In dem jüngeren Abschnitt der Mittelsyrischen Zeit wurden die Stadtmauern teilweise erneuert und verstärkt.
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Außerhalb der Befestigungsanlage im Bereich der Uferzone wurde ein gut erhaltener Töpferofen aus Lehmziegeln mit Lochtenne und Kuppel ausgegraben. Etwa 250 m südlich der Stadt wurden eine Reihe von Grabkammern entdeckt die in die zweite Hälfte des 3. Jt. v. Chr. datiert sind.
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Die am Nordwestrand des Ruinenhügels zum Euphrat in der Innenstadt gelegenen Heiligtümer, der Tempel I mit Nebengebäuden und Tempel II sind der Altsyrischen Periode (etwa 2000–1600 v. Chr.) zuzuordnen. Die beiden Kultbauten dienten der Verehrung der beiden Hauptgottheiten.
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Der Nordwestlich gelegene Tempel I hat die Außenabmessungen von 12,60 x 26,80 m und 2,70 m dicke Steinmauern aus unbehauenen Steinen gesetzt.
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Die Einteilung des Grundrisses bestand aus dem Gemach der Gottheit, der [[Cella]], einem länglich-viereckigen Raum, mit einer Vorhalle, die sich mit zwei Säulen zwischen zwei [[Ante]]n nach Osten öffnet. Im Innenraum dieses Steinbaues wurden 1973 die Bauschichten 4 bis zum Fußboden 4c freigelegt, 1974 fand man darunter die älteste zu den Mauern gehörende Begehungsschicht (4d). Diese älteste Siedlungsschicht, ein kleines Heiligtum, eine Tempelcella aus Lehmziegeln unterhalb des nördlichen Tempel I gehört der Frühsyrischen Periode (etwa 2600-2100 v. Chr.) an. Nördlich des Tempels fanden sich die Reste eines Steingebäudes. 2,00 m vor der nördlichen Längswand des Tempels wurde ein Steingebäude freigelegt. Ein langrechteckiger Raum von 8 x 5 m (jüngste Phase Schicht 2a). Der Zugang zu dem Raum befindet sich auf der östlichen Schmalseite. In diesem Bereich wurden 13 Tonmodelle von Lebern gefunden, die für Weissagungen vom Priester verwendet wurden. In ihrer unmittelbare Nähe wurden drei Bruchstücke verschiedener Tontafeln mit Keilschrift entdeckt. Nördlich von diesem Gebäude durch eine schmale Gasse getrennt wurde ein Steinhaus mit einem Raum und einem Hof freigelegt.
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Der größere Tempel II hat die Außenmaße von 33,75 x 15,00 m und 3,00 m dicke Steinmauern. Man betrat die Tempel von Osten über eine nach Osten offene Vorhalle, welche durch die Anten der Längsmauer und von zwei Säulen gestützt wurde. Von der Vorhalle stieg man über eine 2 m breite steinerne Treppenanlage in den östlichen Teil des Hauptraumes und von dort über eine zweite Treppe in das mit Altar und Bänken ausgestattete [[Allerheiligste]].
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== Stratigraphie und Datierung der Besiedlungsschichten ==
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Die aus übereinandergeschichteten antiken Ruinen bzw. übereinander angehäuftem Trümmerschutt in den Grabungskampagnen 1973-1977 aufgefundenen Hauptbesiedlungsschichten dieses Fürstensitzes des 2. Jahrtausend v. Chr. gliedern sich wie folgt:
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'''Mumbaqat IV:'''
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Frühsyrische Periode (etwa 2600-2100 v. Chr.) Siedlungsschicht des ältesten Heiligtums (Kleiner Tempel der Schicht 4c datiert auf 2500-2300 v. Ch.) im Bereich inner- und unterhalb des großen Tempels I. Die rechteckige Tempelcella mit den Innenabmessungen des Raumes von 3,50 x 5,00 m bestand aus 1 m dicken verputzten Lehmziegelmauern. Den Raum betrat man von Osten über eine einflügelige Tür. Zum Aufstellen von Opfergaben befanden sich vor der Westwand flache Lehmziegelbänke und in der Mitte ein stufenförmig zum Raum hin abgestufter Altarblock. Im Altarblock eingemauert ein Gründungsopfer bestehend aus Fritteperlen. Schichten aus dieser Zeit wurden auch auf der Kuppe im Zentrum des Grabungshügels und unter dem Tempel II entdeckt. Ein freigelegtes Kammergrab nördlich der Stadt (sog. Nordgrab) ergänzt den Siedlungsbefund und gibt Auskunft über die Bestattungssitten der antiken Bevölkerung in dieser Zeit.
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'''Mumbaqat III:'''
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Altsyrische Zeit (etwa 2000-1600 v. Chr.):
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Siedlungsschicht der Vorläuferbauten von den Heiligtümern Tempel I und Tempel II und der inneren Stadtbefestigung. Nordost-Tor zur Vorstadt aus Lehmziegelkonstruktion mit Wehrgang und Vorhof, flankiert von zwei Bastionen bzw. Ecktürme am Fuße des Innenstadtwalls gelegen. Errichtung und Besiedlung der Vorstadt ca. 1600 v. Chr. Südwestlicher Zugang zur Vorstadt bestehend aus einem Torgebäude mit großer Halle und Feuerstelle, drei angebauten Nebenräumen und Vorraum, welches zusammen mit der Befestigungsmauer errichtet wurde.
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'''Mumbaqat II:'''
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Mittelsyrische Periode (etwa 1600-1200 v. Chr.): Anlage der Vorstadt mit äußerer Fortifikation. Erneuerung und Ausbau der Heiligtümer Tempel I und Tempel II. Bestattung der Toten in Kammergräbern (sog. Südgrab) außerhalb der Stadt.
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'''Mumbaqat I:'''
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Römisch-byzantinische Tumuli und Kammergräber innerhalb der Stadt
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== Ausgewählte Funde ==
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* [[Torso]] einer Statue aus Kalkstein, Tempel I, Schicht 3, altsyrisch, 1. Hälfte des 2. Jt. v. Chr.;
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* Tonmodel für Terrakottarelief „Nackte Göttin“ Nordost-Tor, Schicht 4/5, mittelsyrisch, um 1600/1200 v. Chr.;
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* Tontafelfragmente mit [[Keilschrift]]texten, neben Tempel I, Schicht 2, mittelsyrisch, um 1400/1200 v. Chr.;
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* Modelle von Schafslebern aus Ton, neben Tempel II, Schicht 2, mittelsyrisch, um 1400/1200 v. Chr.,
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* Fragment eines Terrakottareliefs „männlicher Krieger“, Südwest-Tor, Schicht3, mittelsyrisch, um 1400/1200 v. Chr.;
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* Terrakottafigur eines Rindes, aus dem Südgrab, mittelsyrisch, um 1600/1200 v. Chr.;
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* Gefäßscherbe mit Siegelabrollung Tempel I, Schicht 2, frühsyrisch, Mitte des 3. Jt. v. Chr.; Ägyptischer [[Skarabäus]] sog. ’nr’-Typus aus [[Fayence]], aus dem Südgrab, nach H. Stock in die jüngere [[Hyksoszeit]] um 1600 v. Ch. datiert.
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== Die Tontafeln ==
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3 Tontafelfragmente wurden bereits bei den Grabungsarbeiten 1974 im Planquadrat 2737 entdeckt. Diese Fragmente gehören verschiedenen Textgattungen an. Das größte Fragment stammt von einer Urkunde, dessen erhaltenen Zeilenanfänge sind Reste einer Zeugenliste; auf der anderen Seite der Tafel war ein Siegel abgerollt. Insgesamt wurden in Tall Munb?qa 89 spätbronzezeitlichen Tontafeln gefunden, sechs weitere gelangten durch den Kunsthandel in Privatsammlungen. Fast alle Tafeln wurden in Privathäuser aufgefunden und sind Familienarchiven zuzuordnen. Die Urkunden dokumentieren Immobiliengeschäfte, Testamente und Adoptionsurkunden. Der antike Name des Tall Munbaqa lautet ''Ekalte''. In den 15 Urkunden ist dieser Name 17 mal niedergeschrieben. Sieben Tafeln tragen eine Datierung. Abrollungen eines altakadischen Siegels befinden sich auf den Urkunden zu den Immobilien aus dem Besitz des Stadtgottes und der Stadt.
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== Literatur ==
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*Winfried Orthmann: Der Alte Orient, Propyläen Kunstgeschichte, Bd. 14 (1974), 475;
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*W. Orthmann/[[Hartmut Kühne]]: ''Mumbaqat 1973, Vorläufiger Bericht über die von der Deutschen Orient-Gesellschaft mit Mitteln der Stiftung Volkswagenwerk unternommenen Ausgrabungen'', in [[MDOG]] (1974) 53-97;
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*W. Orthmann, Mumbaqat 1974. Vorläufiger Bericht über die von der Deutschen Orient-Gesellschaft mit Mitteln der Stiftung Volkswagenwerk unternommenen Ausgrabungen, MDOG 108(1976) 25-44;
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*W. Mayer, Tall Munbaqa - Ekalte II. Die Texte, DOG 102, Saarbrücken 2001;
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*Boese / W. Orthmann</B>, Mumbaqat. Eine 5000 Jahre alte Stadt am Euphrat, Saarbrücken 1976;
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*Alfred Maurer: Ausgrabungen 1977 in Mumbaqat am Syrischen Euphrat, Vortrag am 17.03.1978 in Berlin Schloß Charlottenburg ;
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*P. Werner, Tall Munbaqa - Bronzezeit in Syrien. Katalog zur Wanderausstellung, Neumünster 1998;ISBN 3-529-02008-7
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*E. Kretz, Ein Töpferofen mit Lochtenne und Kuppel in Mumbaqat, in: Festschrift für Martin Graßnick, ed. Fachbereich Architektur / Raum- und Umweltplanung / Bauingenieur-wesen der Universität Kaiserslautern, 1987, 267-270;
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*Alfred Maurer: Mumbaqat 1977, Bericht über die von der von der Deutschen Orient-Gesellschaft mit Mitteln der Universität Saarbrücken unternommene Ausgrabung'' Philologus Verlag, Basel 2007.
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== Einzelnachweise ==
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<references />
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[[Kategorie:Antike syrische Stadt]]
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[[Kategorie:Archäologischer Fundplatz in Syrien]]

Version vom 4. August 2008, 11:40 Uhr

Tall Munb?qa (auch Ekalte (Mumbaqat)) ist eine heute in Ruinen liegende 5000 Jahre alte Stadtanlage in Nordsyrien.

Inhaltsverzeichnis

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Geographische Lage

Das Ruinenfeld liegt am Ostufer des Oberlaufs des Euphrat über dem Steilhang des einstigen Flusstales. Im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. war die Stadt ein bedeutender Stadtstaat der Region.

Durch die Errichtung der Tabqa-Talsperre bei Tabqa ist die Stadtruine heute teilweise geflutet. Die Situation im Staudammgebiet hat sich in den Jahren seit der Aufnahme der Grabungstätigkeit im Jahre 1969 grundlegend geändert. Im Euphrattal, dessen Bild durch das Grün der Baumwolle und den breiten Fluß geprägt wurde, hat sich ein großer Stausee gebildet, der die Ruinenstadt teilweise überschwemmt hat. Am stärksten betroffen ist das Westufer mit seinen flachen Flußterrassen, die als erste überschwemmt wurden.

Der hoch über dem Steilabfall des Ostufers gelegene Tall Munb?qa ist noch erhalten.

Das bei der Grabung 1974 freigelegte Nordost-Tor liegt auf Vorlage:Koordinate Text Artikel, das Südtor auf Vorlage:Koordinate Text.

Stadtentstehung

Der Euphrat war eine der „Landstraßen“, die Asien mit dem Mittelmeer verbanden. Der Verlauf einer der wichtigsten Handelsstrassen zwischen den sumerischen und später babylonischen Machtzentren und den syrischen Küstenstädten und der unmittelbare Zugang zum schiffbaren Hauptfluss können als eine der Grundmotive für diese Stadtgründung angesehen werden. Der Handel war Antrieb zum Städtebau. Stadtmacht und Stadtzerstörung kennzeichnen das Urbanisationsfieber des 3. und 2. Jt. vor Chr. In Nordsyrien, wo der Fluss aus dem armenischen Hochland nach Südosten abbiegt, 200 km vom nahe liegenden Mittelmeer lagen wichtige Handelsplätze. Von dort verläuft die Strasse über das nordsyrische Plateau nach Aleppo. Schon ab dem 4. Jt. v. Ch. sind hier sumerische Handelsstätten nachweisbar. Im 3. Jt., dem Höhepunkt der kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung, entstanden Fürstensitze nach dem Vorbild sumerischen Städte. Das altsyrische Reich reichte sich im 2. Jt. v. Ch. bis an den Euphratbogen. Der Mitannistaat der Hurriter beherrschte wenige Jahrhunderte darauf den Nord-Osten des heutigen Syriens mit dem Euphrattal. Im 14. Jahrhundert v. Chr. beherrschten die Hethiter Nordsyrien und der Euphrat bildete die Grenze zwischen dem assyrischen Gebiet und dem hethitischen Großreich. Um 1200 v. Chr. besiedelten die Aramäer am Euphrat. Diese wechselvolle Geschichte erschließt sich aus den zahlreichen Ruinenhügeln entlang des 90 km langen Stausees. Einer der größten ausgegrabenen Ruinen dieser alten Kulturlandschaft ist Tall Munb?qa.

Erforschung des Tall Munb?qa

Im Jahre 1907 entdeckte die englische Forscherin Gertrude Bell die Ruine, erstellte einen Plan und beschrieb die Wallanlage: "Munbayah, wo meine Zelte aufgeschlagen waren - der arabische Name bezeichnet nur einen hochgelegenen Platz - war vermutlich das Bersiba in Ptolemäus' Ortsnamenliste. Es besteht aus einer doppelten Umwallung, am Flußufer gelegen." Gertrude Bell irrte in der Lokalisierung von Bersiba, erkannte aber die Bedeutung des Ruinenhügels für die Erforschung der orientalischen Stadt. Die 400 m x 500 m große, rechteckige, einst stark befestigte Stadtruine wurde 1964 anlässlich der Bereisung des geplanten Stauseegebietes dokumentiert und erforscht. 1968 beantragte die Deutsche Orientgesellschaft die Ausgrabungserlaubnis für den Ruinenhügel. 1969-1970 wurde von E. Heinrich (Universität Berlin) die Vermessung der oberirdisch sichtbaren Baureste vorgenommen und 1971 mit deren Freilegung begonnen. Die Ausgrabung wurde 1973 und 1974 von Winfried Orthmann und 1977 von Alfred Maurer von der Universität Saarbrücken geleitet und ab 1979 von Dittmar Machule von derTechnischen Universität Hamburg-Harburg weitergeführt. Während der Grabungskampagnen 1973, 1974 und 1977 waren bis zu 16 Wissenschaftler und bis zu 90 einheimische Arbeiter an den Ausgrabungsarbeiten beteiligt. Der antike Name der spätbronzezeitlichen Stadt wird aufgrund von 15 aufgefundenen Tontafeln mit der Nennung dieses Stadtnamens mit "Ekalte" angenommen. Möglicherweise ist Tall Munb?qa zur Mittelbronzezeit mit dem bei Apla?anda von Karkemiš und Šamši-Adad I erwähnten Yakaltum gleichzusetzen [1]

Besiedlungsgeschichte der Stadt

Der Siedlungshügel liegt direkt am linken Euphratufer und ist von einer gewaltigen Wallanlage umgeben, welche zum Fluss hin einen Steilhang bildet und nach Osten zum Land hin flacher wird. Die natürliche Topographie des Flusstales, und der angrenzende Hügel bestimmt die Form der Stadtanlage. Zunächst bestand nur die mit einem Befestigungsring umgebene Innenstadt, die in mittelsyrischer Zeit (um 1600-1400 v. Chr.) durch eine zum Land gelegene Vorstadt nach Osten erweitert wurde. Die ehemals östliche Umwallung der Innenstadt trennt nun diese von der Stadterweiterung. Die Fortifikation wurde in dieser Zeit erweitert und durch eine im Nordhang der Umwallung aus luftgetrockneten Lehmziegeln errichtete Toranlage mit zwei mächtigen Türmen gesichert. Das spätere Verschließen des Tores mit vorgesetzten gewaltigen Kalksteinblöcken schützte dieses vor der Zerstörung. Dieser Besiedlungsschicht gehört auch das Südwest-Tor an. Die Vorstadt wurde nach Südwesten über ein weiteres Torgebäude (Südwest-Tor) angedient. Der östliche innerstädtische Wall weist zum südöstlichen Teil der Vorstadt nahe dem Südwest-Tor eine Einsenkung auf die darauf schließen lässt, dass hier ein Zugang zur Innenstadt bestanden hat. In dem jüngeren Abschnitt der Mittelsyrischen Zeit wurden die Stadtmauern teilweise erneuert und verstärkt.

Außerhalb der Befestigungsanlage im Bereich der Uferzone wurde ein gut erhaltener Töpferofen aus Lehmziegeln mit Lochtenne und Kuppel ausgegraben. Etwa 250 m südlich der Stadt wurden eine Reihe von Grabkammern entdeckt die in die zweite Hälfte des 3. Jt. v. Chr. datiert sind.

Die am Nordwestrand des Ruinenhügels zum Euphrat in der Innenstadt gelegenen Heiligtümer, der Tempel I mit Nebengebäuden und Tempel II sind der Altsyrischen Periode (etwa 2000–1600 v. Chr.) zuzuordnen. Die beiden Kultbauten dienten der Verehrung der beiden Hauptgottheiten. Der Nordwestlich gelegene Tempel I hat die Außenabmessungen von 12,60 x 26,80 m und 2,70 m dicke Steinmauern aus unbehauenen Steinen gesetzt. Die Einteilung des Grundrisses bestand aus dem Gemach der Gottheit, der Cella, einem länglich-viereckigen Raum, mit einer Vorhalle, die sich mit zwei Säulen zwischen zwei Anten nach Osten öffnet. Im Innenraum dieses Steinbaues wurden 1973 die Bauschichten 4 bis zum Fußboden 4c freigelegt, 1974 fand man darunter die älteste zu den Mauern gehörende Begehungsschicht (4d). Diese älteste Siedlungsschicht, ein kleines Heiligtum, eine Tempelcella aus Lehmziegeln unterhalb des nördlichen Tempel I gehört der Frühsyrischen Periode (etwa 2600-2100 v. Chr.) an. Nördlich des Tempels fanden sich die Reste eines Steingebäudes. 2,00 m vor der nördlichen Längswand des Tempels wurde ein Steingebäude freigelegt. Ein langrechteckiger Raum von 8 x 5 m (jüngste Phase Schicht 2a). Der Zugang zu dem Raum befindet sich auf der östlichen Schmalseite. In diesem Bereich wurden 13 Tonmodelle von Lebern gefunden, die für Weissagungen vom Priester verwendet wurden. In ihrer unmittelbare Nähe wurden drei Bruchstücke verschiedener Tontafeln mit Keilschrift entdeckt. Nördlich von diesem Gebäude durch eine schmale Gasse getrennt wurde ein Steinhaus mit einem Raum und einem Hof freigelegt.

Der größere Tempel II hat die Außenmaße von 33,75 x 15,00 m und 3,00 m dicke Steinmauern. Man betrat die Tempel von Osten über eine nach Osten offene Vorhalle, welche durch die Anten der Längsmauer und von zwei Säulen gestützt wurde. Von der Vorhalle stieg man über eine 2 m breite steinerne Treppenanlage in den östlichen Teil des Hauptraumes und von dort über eine zweite Treppe in das mit Altar und Bänken ausgestattete Allerheiligste.

Stratigraphie und Datierung der Besiedlungsschichten

Die aus übereinandergeschichteten antiken Ruinen bzw. übereinander angehäuftem Trümmerschutt in den Grabungskampagnen 1973-1977 aufgefundenen Hauptbesiedlungsschichten dieses Fürstensitzes des 2. Jahrtausend v. Chr. gliedern sich wie folgt:

Mumbaqat IV: Frühsyrische Periode (etwa 2600-2100 v. Chr.) Siedlungsschicht des ältesten Heiligtums (Kleiner Tempel der Schicht 4c datiert auf 2500-2300 v. Ch.) im Bereich inner- und unterhalb des großen Tempels I. Die rechteckige Tempelcella mit den Innenabmessungen des Raumes von 3,50 x 5,00 m bestand aus 1 m dicken verputzten Lehmziegelmauern. Den Raum betrat man von Osten über eine einflügelige Tür. Zum Aufstellen von Opfergaben befanden sich vor der Westwand flache Lehmziegelbänke und in der Mitte ein stufenförmig zum Raum hin abgestufter Altarblock. Im Altarblock eingemauert ein Gründungsopfer bestehend aus Fritteperlen. Schichten aus dieser Zeit wurden auch auf der Kuppe im Zentrum des Grabungshügels und unter dem Tempel II entdeckt. Ein freigelegtes Kammergrab nördlich der Stadt (sog. Nordgrab) ergänzt den Siedlungsbefund und gibt Auskunft über die Bestattungssitten der antiken Bevölkerung in dieser Zeit.

Mumbaqat III: Altsyrische Zeit (etwa 2000-1600 v. Chr.): Siedlungsschicht der Vorläuferbauten von den Heiligtümern Tempel I und Tempel II und der inneren Stadtbefestigung. Nordost-Tor zur Vorstadt aus Lehmziegelkonstruktion mit Wehrgang und Vorhof, flankiert von zwei Bastionen bzw. Ecktürme am Fuße des Innenstadtwalls gelegen. Errichtung und Besiedlung der Vorstadt ca. 1600 v. Chr. Südwestlicher Zugang zur Vorstadt bestehend aus einem Torgebäude mit großer Halle und Feuerstelle, drei angebauten Nebenräumen und Vorraum, welches zusammen mit der Befestigungsmauer errichtet wurde.

Mumbaqat II: Mittelsyrische Periode (etwa 1600-1200 v. Chr.): Anlage der Vorstadt mit äußerer Fortifikation. Erneuerung und Ausbau der Heiligtümer Tempel I und Tempel II. Bestattung der Toten in Kammergräbern (sog. Südgrab) außerhalb der Stadt.

Mumbaqat I: Römisch-byzantinische Tumuli und Kammergräber innerhalb der Stadt

Ausgewählte Funde

Die Tontafeln

3 Tontafelfragmente wurden bereits bei den Grabungsarbeiten 1974 im Planquadrat 2737 entdeckt. Diese Fragmente gehören verschiedenen Textgattungen an. Das größte Fragment stammt von einer Urkunde, dessen erhaltenen Zeilenanfänge sind Reste einer Zeugenliste; auf der anderen Seite der Tafel war ein Siegel abgerollt. Insgesamt wurden in Tall Munb?qa 89 spätbronzezeitlichen Tontafeln gefunden, sechs weitere gelangten durch den Kunsthandel in Privatsammlungen. Fast alle Tafeln wurden in Privathäuser aufgefunden und sind Familienarchiven zuzuordnen. Die Urkunden dokumentieren Immobiliengeschäfte, Testamente und Adoptionsurkunden. Der antike Name des Tall Munbaqa lautet Ekalte. In den 15 Urkunden ist dieser Name 17 mal niedergeschrieben. Sieben Tafeln tragen eine Datierung. Abrollungen eines altakadischen Siegels befinden sich auf den Urkunden zu den Immobilien aus dem Besitz des Stadtgottes und der Stadt.

Literatur

Einzelnachweise

  1. ? W. Yuhong, N.A.B.U. 2/1991, D. Charpin, N.A.B.U. 1 /1993, 26.
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Mumbaqat
 
 
 

Mumbaqat

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'''Tall Munb?qa / Ekalte (Mumbaqat)''' ist eine 5000 Jahre alte Stadtanlage in Nord[[syrien]] am östlichen [[Euphrat]]ufer über dem Steilhang des einstigen Flusstales gelegen, außerdem ein bedeutender Stadtstaat des 3. und 2. Jahrtausend v. Chr.
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'''Tall Munb?qa''' (auch '''Ekalte (Mumbaqat)''') ist eine heute in Ruinen liegende 5000 Jahre alte Stadtanlage in Nord[[syrien]].
       
 
== Geographische Lage ==
 
== Geographische Lage ==
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Eine der großen Ruinen am oberen Flusslauf des Euphrat in Nordsyrien. Durch die Errichtung der Talsperre bei Tabqa zum Aufstauen des Flusses ([[Assad-Stausee]]) ist die Stadtruine heute teilweise geflutet.Die Situation im Euphratstaudammgebiet hat sich in den Jahren seit der Aufnahme der Grabungstätigkeit im Jahre 1969 grundlegend geändert: im Euphrattal, dessen Bild durch das Grün der Baumwolle und den breiten Fluß geprägt wurde, hat sich ein großer Stausee gebildet, der die Ruinenstadt teilweise überschwemmt hat. Am stärksten betroffen ist das Westufer mit seinen flachen Flußterrassen, die als erste vom Wasser überschwemmt wurden.
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Das Ruinenfeld liegt am Ostufer des Oberlaufs des [[Euphrat]] über dem Steilhang des einstigen Flusstales. Im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. war die Stadt ein bedeutender [[Stadtstaat]] der Region.
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Der hoch über dem Steilabfall des Ostufers gelegene Tall Munbaqa ist noch erhalten.
 
       
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Lage Mumbaqat:
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Durch die Errichtung der [[Tabqa-Talsperre]] bei [[Tabqa]] ist die Stadtruine heute teilweise geflutet. Die Situation im Staudammgebiet hat sich in den Jahren seit der Aufnahme der Grabungstätigkeit im Jahre 1969 grundlegend geändert. Im Euphrattal, dessen Bild durch das Grün der Baumwolle und den breiten Fluss geprägt wurde, hat sich ein großer Stausee gebildet, der die Ruinenstadt teilweise überschwemmt hat. Am stärksten betroffen ist das Westufer mit seinen flachen Flussterrassen, die als erste überschwemmt wurden.
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Nord-Ost-Tor Grabung 1974 Breitengrad/Latitude 36.219159,
 
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Längengrad/Longitude 38.131635; Sued-Tor 1 Breitengrad/Latitude 36.217047 Längengrad/Longitude: 38.128910.
 
       
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== Wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung Nordsyriens ==
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Der hoch über dem Steilabfall des Ostufers gelegene Tall Munb?qa ist noch erhalten.
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Der Euphrat war eine der „Landstraßen“, die [[Asien]] mit dem [[Mittelmeer]] verbanden. Der Verlauf einer der wichtigsten Handelsstrassen zwischen den [[sumer]]ischen und später [[babylon]]ischen Machtzentren und den syrischen Küstenstädten und der unmittelbare Zugang zum schiffbaren Hauptfluss können als eine der Grundmotive für diese Stadtgründung angesehen werden. Der Handel war Antrieb zum Städtebau. Stadtmacht und Stadtzerstörung kennzeichnen das Urbanisationsfieber des 3. und 2. Jt. vor Chr. In Nordsyrien, wo der Fluss aus dem armenischen Hochland nach Südosten abbiegt, 200 km vom nahe liegenden Mittelmeer lagen wichtige Handelsplätze. Von dort verläuft die Strasse über das nordsyrische Plateau nach Aleppo. Schon ab dem 4. Jt. v. Ch. sind hier sumerische Handelsstätten nachweisbar. Im 3. Jt., dem Höhepunkt der kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung, entstanden Fürstensitze nach dem Vorbild sumerischen Städte. Das altsyrische Reich reichte sich im 2. Jt. v. Ch. bis an den Euphratbogen. Der Mitannistaat der Hurriter beherrschte wenige Jahrhunderte darauf den Nord-Osten des heutigen Syriens mit dem Euphrattal. Im 14. Jahrhundert v. Chr. beherrschten die Hethiter Nordsyrien und der Euphrat bildete die Grenze zwischen dem assyrischen Gebiet und dem hethitischen Großreich. Um 1200 v. Chr. besiedelten die Aramäer am Euphrat. Diese wechselvolle Geschichte erschließt sich aus den zahlreichen Ruinenhügeln entlang des 90 km langen Stausees. Einer der größten ausgegrabenen Ruinen dieser alten Kulturlandschaft ist Tall Munb?qa / Ekalte (Mumbaqat).
 
       
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== Geschichte der Erforschung des Tall Munb?qa / Ekalte (Mumbaqat) ==
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Das bei der Grabung 1974 freigelegte Nordost-Tor liegt auf {{Coordinate |article=/ |text=/ |NS=36.219159 |EW=38.131635 |region=SY |type=landmark |name=Nordtor}}, das Südtor auf {{Coordinate |text=DMS |NS=36.217047 |EW=38.128910 |region=SY |type=landmark |name=Südtor}}.
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Im Jahre 1907 entdeckte die englische Forscherin [[Gertrude Bell]] (*14.07.1868 - †11.07.1926) die Ruine, estellte einen Plan und beschrieb die Wallanlage:"Munbayah, wo meine Zelte aufgeschlagen waren - der arabische Name bezeichnet nur einen hochgelegenen Platz - war vermutlich das [[Bersiba]] in Ptolemäus' Ortsnamenliste. Es besteht aus einer doppelten Umwallung, am Flußufer gelegen."(Vgl. First Map of Tall Munbaqa drawn by G.L. Bell). Gertrude Bell irrte in der Lokalisierung von [Bersiba], erkannte aber die Bedeutung des Ruinenhügels für die Erforschung der orientalischen Stadt. Die 400 m x 500 m große rechteckige, einst stark befestigte Stadtruine, wurde 1964 anlässlich der Bereisung des geplanten Stauseegebietes dokumentiert und erforscht. 1968 beantragte die Deutsche Orientgesellschaft die Ausgrabungserlaubnis für den Ruinenhügel. 1969-1970 wurde von E. Heinrich (Universität Berlin) die Vermessung der oberirdisch sichtbaren Baureste vorgenommen und 1971 mit deren Freilegung begonnen. Die Ausgrabung wurde 1973 und 1974 von [[W. Orthmann]] und 1977 von [[A. Maurer]] (Universität Saarbrücken) geleitet und ab 1979 von D. Machule weitergeführt. Während der Grabungskampagnen 1973, 1974 und 1977 waren bis zu 16 Wissenschaftler und bis zu 90 einheimische Arbeiter an den Ausgrabungsarbeiten beteiligt.
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Der antike Name der spätbronzezeitlichen Stadt wird mit Ekalte aufgrund von 15 aufgefundenen Tontafeln mit der Nennung dieses Stadtnamens angenommen. Möglicherweise ist Tall Munb?qa zur Mittelbronze-Zeit mit dem bei Apla?anda von Karkemiš und Šamši-Adad I. erwähnten Yakaltum gleichzusetzen, Vgl. W. Yuhong, N.A.B.U. 2/1991, D. Charpin, N.A.B.U. 1 /1993, 26.
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== Stadtentstehung ==
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Der Euphrat war eine der „Landstraßen“, die [[Asien]] mit dem [[Mittelmeer]] verbanden. Der Verlauf einer der wichtigsten Handelsstraßen zwischen den [[sumer]]ischen und später [[babylon]]ischen Machtzentren und den syrischen Küstenstädten und der unmittelbare Zugang zum schiffbaren Hauptfluss können als eine der Grundmotive für diese Stadtgründung angesehen werden. Der Handel war Antrieb zum Städtebau. Stadtmacht und Stadtzerstörung kennzeichnen das Urbanisationsfieber des 3. und 2. Jt. vor Chr. In Nordsyrien, wo der Fluss aus dem armenischen Hochland nach Südosten abbiegt, 200 km vom nahe liegenden Mittelmeer lagen wichtige Handelsplätze. Von dort verläuft die Straße über das nordsyrische Plateau nach [[Aleppo]]. Schon ab dem 4. Jt. v. Chr. sind hier sumerische Handelsstätten nachweisbar. Im 3. Jt., dem Höhepunkt der kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung, entstanden Fürstensitze nach dem Vorbild sumerischen Städte. Das altsyrische Reich reichte sich im 2. Jt. v. Chr. bis an den Euphratbogen. Der Mitannistaat der [[Hurriter]] beherrschte wenige Jahrhunderte darauf den Nord-Osten des heutigen Syriens mit dem Euphrattal. Im 14. Jahrhundert v. Chr. beherrschten die [[Hethiter]] Nordsyrien und der Euphrat bildete die Grenze zwischen dem assyrischen Gebiet und dem hethitischen Großreich. Um 1200 v. Chr. besiedelten die [[Aramäer (Volk)|Aramäer]] am Euphrat. Diese wechselvolle Geschichte erschließt sich aus den zahlreichen Ruinenhügeln entlang des 90 km langen Stausees. Einer der größten ausgegrabenen Ruinen dieser alten Kulturlandschaft ist Tall Munb?qa.
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== Erforschung des Tall Munb?qa ==
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Im Jahre 1907 entdeckte die englische Forscherin [[Gertrude Bell]] die Ruine, erstellte einen Plan und beschrieb die Wallanlage: "Munbayah, wo meine Zelte aufgeschlagen waren - der arabische Name bezeichnet nur einen hochgelegenen Platz - war vermutlich das [[Bersiba]] in Ptolemäus' Ortsnamenliste. Es besteht aus einer doppelten Umwallung, am Flußufer gelegen." Gertrude Bell irrte in der Lokalisierung von Bersiba, erkannte aber die Bedeutung des Ruinenhügels für die Erforschung der orientalischen Stadt. Die 400 m x 500 m große, rechteckige, einst stark befestigte Stadtruine wurde 1964 anlässlich der Bereisung des geplanten Stauseegebietes dokumentiert und erforscht. 1968 beantragte die [[Deutsche Orientgesellschaft]] die Ausgrabungserlaubnis für den Ruinenhügel. 1969-1970 wurde von E. Heinrich (Universität Berlin) die Vermessung der oberirdisch sichtbaren Baureste vorgenommen und 1971 mit deren Freilegung begonnen. Die Ausgrabung wurde 1973 und 1974 von [[Winfried Orthmann]] und 1977 von [[Alfred Werner Maurer]] von der [[Universität Saarbrücken]] geleitet und ab 1979 von [[Dittmar Machule]] von der [[Technische Universität Hamburg-Harburg|Technischen Universität Hamburg-Harburg]] weitergeführt. Während der Grabungskampagnen 1973, 1974 und 1977 waren bis zu 16 Wissenschaftler und bis zu 90 einheimische Arbeiter an den Ausgrabungsarbeiten beteiligt.
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Der antike Name der [[spätbronzezeit]]lichen Stadt wird aufgrund von 15 aufgefundenen Tontafeln mit der Nennung dieses Stadtnamens mit "Ekalte" angenommen. Möglicherweise ist Tall Munb?qa zur Mittelbronzezeit mit dem bei [[Apla?anda von Karkemiš]] und [[Šamši-Adad I]] erwähnten Yakaltum gleichzusetzen <ref>W. Yuhong, N.A.B.U. 2/1991, D. Charpin, N.A.B.U. 1 /1993, 26.</ref>
       
 
== Besiedlungsgeschichte der Stadt ==
 
== Besiedlungsgeschichte der Stadt ==
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Der Siedlungshügel liegt direkt am linken Euphratufer und ist von einer gewaltigen Wallanlage umgeben, welche zum Fluss hin einen Steilhang bildet und nach Osten zum Land hin flacher wird. Die natürliche Topographie des Flusstales, und der angrenzende Hügel bestimmt die Form der Stadtanlage. Zunächst bestand nur die mit einem Befestigungsring umgebene Innenstadt, die in mittelsyrischer Zeit (um 1600-1400 v. Chr.) durch eine zum Land gelegene Vorstadt nach Osten erweitert wurde. Die ehemals östliche Umwallung der Innenstadt trennt nun diese von der Stadterweiterung. Die Fortifikation wurde in dieser Zeit erweitert und durch eine im Nordhang der Umwallung aus luftgetrockneten Lehmziegeln errichtete Toranlage mit zwei mächtigen Türmen gesichert. Das spätere Verschließen des Tores mit vorgesetzten gewaltigen Kalksteinblöcken schützte dieses vor der Zerstörung. Dieser Besiedlungsschicht gehört auch das Südwest-Tor an. Die Vorstadt wurde nach Südwesten über ein weiteres Torgebäude (Südwest-Tor) angedient. Der östliche innerstädtische Wall weist zum südöstlichen Teil der Vorstadt nahe dem Südwest-Tor eine Einsenkung auf die darauf schließen lässt, dass hier ein Zugang zur Innenstadt bestanden hat. In dem jüngeren Abschnitt der Mittelsyrischen Zeit wurden die Stadtmauern teilweise erneuert und verstärkt.
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Der Siedlungshügel liegt direkt am linken Euphratufer und ist von einer gewaltigen Wallanlage umgeben, welche zum Fluss hin einen Steilhang bildet und nach Osten zum Land hin flacher wird. Die natürliche [[Gelände (Kartografie)|Topographie]] des Flusstales, und der angrenzende Hügel bestimmt die Form der Stadtanlage. Zunächst bestand nur die mit einem Befestigungsring umgebene Innenstadt, die in mittelsyrischer Zeit (um 1600-1400 v. Chr.) durch eine zum Land gelegene Vorstadt nach Osten erweitert wurde. Die ehemals östliche Umwallung der Innenstadt trennt nun diese von der Stadterweiterung. Die [[Befestigung|Fortifikation]] wurde in dieser Zeit erweitert und durch eine im Nordhang der Umwallung aus luftgetrockneten [[Lehmziegel]]n errichtete Toranlage mit zwei mächtigen Türmen gesichert. Das spätere Verschließen des Tores mit vorgesetzten gewaltigen Kalksteinblöcken schützte dieses vor der Zerstörung. Dieser Besiedlungsschicht gehört auch das Südwest-Tor an. Die Vorstadt wurde nach Südwesten über ein weiteres Torgebäude (Südwest-Tor) angedient. Der östliche innerstädtische Wall weist zum südöstlichen Teil der Vorstadt nahe dem Südwest-Tor eine Einsenkung auf die darauf schließen lässt, dass hier ein Zugang zur Innenstadt bestanden hat. In dem jüngeren Abschnitt der Mittelsyrischen Zeit wurden die Stadtmauern teilweise erneuert und verstärkt.
 
 
 
 
 
Außerhalb der Befestigungsanlage im Bereich der Uferzone wurde ein gut erhaltener Töpferofen aus Lehmziegeln mit Lochtenne und Kuppel ausgegraben. Etwa 250 m südlich der Stadt wurden eine Reihe von Grabkammern entdeckt die in die zweite Hälfte des 3. Jt. v. Chr. datiert sind.
 
Außerhalb der Befestigungsanlage im Bereich der Uferzone wurde ein gut erhaltener Töpferofen aus Lehmziegeln mit Lochtenne und Kuppel ausgegraben. Etwa 250 m südlich der Stadt wurden eine Reihe von Grabkammern entdeckt die in die zweite Hälfte des 3. Jt. v. Chr. datiert sind.
       
 
Die am Nordwestrand des Ruinenhügels zum Euphrat in der Innenstadt gelegenen Heiligtümer, der Tempel I mit Nebengebäuden und Tempel II sind der Altsyrischen Periode (etwa 2000–1600 v. Chr.) zuzuordnen. Die beiden Kultbauten dienten der Verehrung der beiden Hauptgottheiten.
 
Die am Nordwestrand des Ruinenhügels zum Euphrat in der Innenstadt gelegenen Heiligtümer, der Tempel I mit Nebengebäuden und Tempel II sind der Altsyrischen Periode (etwa 2000–1600 v. Chr.) zuzuordnen. Die beiden Kultbauten dienten der Verehrung der beiden Hauptgottheiten.
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Der Nordwestlich gelegene Tempel I hat die Außenabmessungen von 12,60 x 26,80 m und 2,70 m dicke Steinmauern aus unbehauenen Steinen gesetzt.
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Der Nordwestlich gelegene Tempel I hat die Außenabmessungen von 12,60 x 26,80 m und 2,70 m dicke Steinmauern aus unbehauenen Steinen gesetzt.
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Die Einteilung des Grundrisses bestand aus dem Gemach der Gottheit, der Cella, einem länglich-viereckigen Raum, mit einer Vorhalle, die sich mit zwei Säulen zwischen zwei [[Ante]]n (lat. Antae) nach Osten öffnet. Im Innenraum dieses Steinbaues wurden 1973 die Bauschichten 4 bis zum Fußboden 4c freigelegt, 1974 fand man darunter die älteste zu den Mauern gehörende Begehungsschicht (4d). Diese älteste Siedlungsschicht, ein kleines Heiligtum, eine Tempelcella aus Lehmziegeln unterhalb des nördlichen Tempel I gehört der Frühsyrischen Periode (etwa 2600-2100 v. Chr.) an. Nördlich des Tempels fanden sich die Reste eines Steingebäudes. 2,00 m vor der nördlichen Längswand des Tempels wurde ein Steingebäude freigelegt. Ein langrechteckiger Raum von 8 x 5 m (jüngste Phase Schicht 2a). Der Zugang zu dem Raum befindet sich auf der östlichen Schmalseite. In diesem Bereich wurden 13 Tonmodelle von Lebern gefunden, die für Weissagungen vom Priester verwendet wurden. In ihrer unmittelbare Nähe wurden drei Bruchstücke verschiedener Tontafeln mit Keilschrift entdeckt. Nördlich von diesem Gebäude durch eine schmale Gasse getrennt wurde ein Steinhaus mit einem Raum und einem Hof freigelegt.
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Die Einteilung des Grundrisses bestand aus dem Gemach der Gottheit, der [[Cella]], einem länglich-viereckigen Raum, mit einer Vorhalle, die sich mit zwei Säulen zwischen zwei [[Ante]]n nach Osten öffnet. Im Innenraum dieses Steinbaues wurden 1973 die Bauschichten 4 bis zum Fußboden 4c freigelegt, 1974 fand man darunter die älteste zu den Mauern gehörende Begehungsschicht (4d). Diese älteste Siedlungsschicht, ein kleines Heiligtum, eine Tempelcella aus Lehmziegeln unterhalb des nördlichen Tempel I gehört der Frühsyrischen Periode (etwa 2600-2100 v. Chr.) an. Nördlich des Tempels fanden sich die Reste eines Steingebäudes. 2,00 m vor der nördlichen Längswand des Tempels wurde ein Steingebäude freigelegt. Ein langrechteckiger Raum von 8 x 5 m (jüngste Phase Schicht 2a). Der Zugang zu dem Raum befindet sich auf der östlichen Schmalseite. In diesem Bereich wurden 13 Tonmodelle von Lebern gefunden, die für Weissagungen vom Priester verwendet wurden. In ihrer unmittelbaren Nähe wurden drei Bruchstücke verschiedener Tontafeln mit Keilschrift entdeckt. Nördlich von diesem Gebäude durch eine schmale Gasse getrennt wurde ein Steinhaus mit einem Raum und einem Hof freigelegt.
       
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Der größere Tempel II hat die Außenmaße von 33,75 x 15,00 m und 3,00 m dicke Steinmauern. Man betrat die Tempel von Osten über eine nach Osten offene Vorhalle, welche durch die Anten der Längsmauer und von zwei Säulen gestützt wurde. Von der Vorhalle stieg man über eine 2 m breite steinerne Treppenanlage in den östlichen Teil des Hauptraumes und von dort über eine zweite Treppe in das mit Altar und Bänken ausgestattete Allerheiligste.
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Der größere Tempel II hat die Außenmaße von 33,75 x 15,00 m und 3,00 m dicke Steinmauern. Man betrat die Tempel von Osten über eine nach Osten offene Vorhalle, welche durch die Anten der Längsmauer und von zwei Säulen gestützt wurde. Von der Vorhalle stieg man über eine 2 m breite steinerne Treppenanlage in den östlichen Teil des Hauptraumes und von dort über eine zweite Treppe in das mit Altar und Bänken ausgestattete [[Allerheiligste]].
       
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== Stratigraphie / Datierung der Besiedlungsschichten ==
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== Stratigraphie und Datierung der Besiedlungsschichten ==
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Die aus übereinandergeschichteten antiken Ruinen bzw. übereinander angehäuftem Trümmerschutt in den Grabungskampagnen 1973-1977 aufgefundenen Hauptbesiedlungsschichten dieses Fürstensitzes des 2. Jahrtausend v. Chr. gliedern sich wie folgt:
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Die aus übereinandergeschichteten antiken Ruinen bzw. übereinander angehäuftem Trümmerschutt in den Grabungskampagnen 1973-1977 aufgefundenen Hauptbesiedlungsschichten dieses Fürstensitzes des 2. Jahrtausend v. Chr. gliedern sich wie folgt:
       
 
'''Mumbaqat IV:'''
 
'''Mumbaqat IV:'''
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Frühsyrische Periode (etwa 2600-2100 v. Chr.) Siedlungsschicht des ältesten Heiligtums (Kleiner Tempel der Schicht 4c datiert auf 2500-2300 v. Ch.) im Bereich inner- und unterhalb des großen Tempels I. Die rechteckige Tempelcella mit den Innenabmessungen des Raumes von 3,50 x 5,00 m bestand aus 1 m dicken verputzten Lehmziegelmauern. Den Raum betrat man von Osten über eine einflügelige Tür. Zum Aufstellen von Opfergaben befanden sich vor der Westwand flache Lehmziegelbänke und in der Mitte ein stufenförmig zum Raum hin abgestufter Altarblock. Im Altarblock eingemauert ein Gründungsopfer bestehend aus Fritteperlen. Schichten aus dieser Zeit wurden auch auf der Kuppe im Zentrum des Grabungshügels und unter dem Tempel II entdeckt. Ein freigelegtes Kammergrab nördlich der Stadt (sog. Nordgrab) ergänzt den Siedlungsbefund und gibt Auskunft über die Bestattungssitten der antiken Bevölkerung in dieser Zeit.
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Frühsyrische Periode (etwa 2600-2100 v. Chr.) Siedlungsschicht des ältesten Heiligtums (Kleiner Tempel der Schicht 4c datiert auf 2500-2300 v. Chr.) im Bereich inner- und unterhalb des großen Tempels I. Die rechteckige Tempelcella mit den Innenabmessungen des Raumes von 3,50 x 5,00 m bestand aus 1 m dicken verputzten Lehmziegelmauern. Den Raum betrat man von Osten über eine einflügelige Tür. Zum Aufstellen von Opfergaben befanden sich vor der Westwand flache Lehmziegelbänke und in der Mitte ein stufenförmig zum Raum hin abgestufter Altarblock. Im Altarblock eingemauert ein Gründungsopfer bestehend aus Fritteperlen. Schichten aus dieser Zeit wurden auch auf der Kuppe im Zentrum des Grabungshügels und unter dem Tempel II entdeckt. Ein freigelegtes Kammergrab nördlich der Stadt (sog. Nordgrab) ergänzt den Siedlungsbefund und gibt Auskunft über die Bestattungssitten der antiken Bevölkerung in dieser Zeit.
       
 
'''Mumbaqat III:'''
 
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Römisch-byzantinische Tumuli und Kammergräber innerhalb der Stadt
 
Römisch-byzantinische Tumuli und Kammergräber innerhalb der Stadt
       
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== Auserwählte Funde ==
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== Ausgewählte Funde ==
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Torso einer Statue aus Kalkstein, Tempel I, Schicht 3, altsyrisch, 1. Hälfte des 2. Jt. v. Chr.; Tonmodel für Terrakottarelief „Nackte Göttin“ Nordost-Tor, Schicht 4/5, mittelsyrisch, um 1600/1200 v. Chr.; Tontafelfragmente mit Keilschrifttexten, neben Tempel I, Schicht 2, mittelsyrisch, um 1400/1200 v. Chr.; Modelle von Schafslebern aus Ton, neben Tempel II, Schicht 2, mittelsyrisch, um 1400/1200 v. Chr., Fragment Terrakottarelief „männlicher Krieger“, Südwest-Tor, Schicht3, mittelsyrisch, um 1400/1200 v. Chr.; Terrakottafigur eines Rindes, aus dem Südgrab, mittelsyrisch, um 1600/1200 v. Chr.; Gefäßscherbe mit Siegelabrollung Tempel I, Schicht 2, frühsyrisch, Mitte des 3. Jt. v. Chr.; Ägyptischer Skarabäus sog. ’nr’-Typus aus Fayence, aus dem Südgrab, nach H. Stock in die jüngere Hyksoszeit um 1600 v. Ch. datiert.
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* [[Torso]] einer Statue aus Kalkstein, Tempel I, Schicht 3, altsyrisch, 1. Hälfte des 2. Jt. v. Chr.;
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* Tonmodel für Terrakottarelief „Nackte Göttin“ Nordost-Tor, Schicht 4/5, mittelsyrisch, um 1600/1200 v. Chr.;
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* Tontafelfragmente mit [[Keilschrift]]texten, neben Tempel I, Schicht 2, mittelsyrisch, um 1400/1200 v. Chr.;
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* Modelle von Schafslebern aus Ton, neben Tempel II, Schicht 2, mittelsyrisch, um 1400/1200 v. Chr.,
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* Fragment eines Terrakottareliefs „männlicher Krieger“, Südwest-Tor, Schicht3, mittelsyrisch, um 1400/1200 v. Chr.;
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* Terrakottafigur eines Rindes, aus dem Südgrab, mittelsyrisch, um 1600/1200 v. Chr.;
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* Gefäßscherbe mit Siegelabrollung Tempel I, Schicht 2, frühsyrisch, Mitte des 3. Jt. v. Chr.; Ägyptischer [[Skarabäus]] sog. ’nr’-Typus aus [[Fayence]], aus dem Südgrab, nach H. Stock in die jüngere [[Hyksoszeit]] um 1600 v. Chr. datiert.
       
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== Die Tontafeln ==
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== Die Tontafeln ==
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3 Tontafelfragmente wurden bereits bei den Grabungsarbeiten 1974 im Planquadrat 2737 entdeckt. Diese Fragmente gehören verschiedenen Textgattungen an. Das größte Fragment stammt von einer Urkunde, dessen erhaltene Zeilenanfänge sind Reste einer Zeugenliste; auf der anderen Seite der Tafel war ein Siegel abgerollt. Insgesamt wurden in Tall Munb?qa 89 spätbronzezeitlichen Tontafeln gefunden, sechs weitere gelangten durch den Kunsthandel in Privatsammlungen. Fast alle Tafeln wurden in Privathäuser aufgefunden und sind Familienarchiven zuzuordnen. Die Urkunden dokumentieren Immobiliengeschäfte, Testamente und Adoptionsurkunden. Der antike Name des Tall Munbaqa lautet ''Ekalte''. In den 15 Urkunden ist dieser Name 17-mal niedergeschrieben. Sieben Tafeln tragen eine Datierung. Abrollungen eines altakadischen Siegels befinden sich auf den Urkunden zu den Immobilien aus dem Besitz des Stadtgottes und der Stadt.
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3 Tontafelfragmente wurden bereits bei den Grabungsarbeiten 1974 im Planquadrat 2737 entdeckt. Diese Fragmente gehören verschiedenen Textgattungen an. Das größte Fragment stammt von einer Urkunde, dessen erhaltenen Zeilenanfänge sind Reste einer Zeugenliste; auf der anderen Seite der Tafel war ein Siegel abgerollt. Insgesamt wurden in Tall Munb?qa 89 spätbronzezeitlichen Tontafeln gefunden, sechs weitere gelangten durch den Kunsthandel in Privatsammlungen. Fast alle Tafeln wurden in Privathäuser aufgefunden und sind Familienarchiven zuzuordnen. Die Urkunden dokumentieren Immobiliengeschäfte, Testamente und Adoptionsurkunden. Der antike Name des Tall Munbaqa lautet ''Ekalte''. In den 15 Urkunden ist dieser Name 17 mal niedergeschrieben. Sieben Tafeln tragen eine Datierung. Abrollungen eines altakadischen Siegels befinden sich auf den Urkunden zu den Immobilien aus dem Besitz des Stadtgottes und der Stadt.
 
       
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
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*[[Winfried Orthmann]]: Der Alte Orient, Propyläen Kunstgeschichte, Bd. 14 (1974), 475;
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*Winfried Orthmann: Der Alte Orient, Propyläen Kunstgeschichte, Bd. 14 (1974), 475;
 
*W. Orthmann/[[Hartmut Kühne]]: ''Mumbaqat 1973, Vorläufiger Bericht über die von der Deutschen Orient-Gesellschaft mit Mitteln der Stiftung Volkswagenwerk unternommenen Ausgrabungen'', in [[MDOG]] (1974) 53-97;
 
*W. Orthmann/[[Hartmut Kühne]]: ''Mumbaqat 1973, Vorläufiger Bericht über die von der Deutschen Orient-Gesellschaft mit Mitteln der Stiftung Volkswagenwerk unternommenen Ausgrabungen'', in [[MDOG]] (1974) 53-97;
 
*W. Orthmann, Mumbaqat 1974. Vorläufiger Bericht über die von der Deutschen Orient-Gesellschaft mit Mitteln der Stiftung Volkswagenwerk unternommenen Ausgrabungen, MDOG 108(1976) 25-44;
 
*W. Orthmann, Mumbaqat 1974. Vorläufiger Bericht über die von der Deutschen Orient-Gesellschaft mit Mitteln der Stiftung Volkswagenwerk unternommenen Ausgrabungen, MDOG 108(1976) 25-44;
 
*W. Mayer, Tall Munbaqa - Ekalte II. Die Texte, DOG 102, Saarbrücken 2001;
 
*W. Mayer, Tall Munbaqa - Ekalte II. Die Texte, DOG 102, Saarbrücken 2001;
 
*Boese / W. Orthmann</B>, Mumbaqat. Eine 5000 Jahre alte Stadt am Euphrat, Saarbrücken 1976;
 
*Boese / W. Orthmann</B>, Mumbaqat. Eine 5000 Jahre alte Stadt am Euphrat, Saarbrücken 1976;
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*[[A. Maurer]]: Ausgrabungen 1977 in Mumbaqat am Syrischen Euphrat, Vortrag am 17.03.1978 in Berlin Schloß Charlottenburg ;
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*Alfred Maurer: Ausgrabungen 1977 in Mumbaqat am Syrischen Euphrat, Vortrag am 17. März 1978 in Berlin Schloss Charlottenburg ;
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*P. Werner, Tall Munbaqa - Bronzezeit in Syrien. Katalog zur Wanderausstellung, Neumünster 1998;ISBN 3-529-02008-7
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*P. Werner, Tall Munbaqa - Bronzezeit in Syrien. Katalog zur Wanderausstellung, Neumünster 1998; ISBN 3-529-02008-7
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*E. Kretz, Ein Töpferofen mit Lochtenne und Kuppel in Mumbaqat, in: Festschrift für Martin Graßnick, ed. Fachbereich Architektur / Raum- und Umweltplanung / Bauingenieur-wesen der Universität Kaiserslautern, 1987, 267-270;
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*E. Kretz, Ein Töpferofen mit Lochtenne und Kuppel in Mumbaqat, in: Festschrift für Martin Graßnick, ed. Fachbereich Architektur / Raum- und Umweltplanung / Bauingenieur-wesen der Universität Kaiserslautern, 1987, 267-270;
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*[[A. Maurer]]: Mumbaqat 1977, Bericht über die von der von der Deutschen Orient-Gesellschaft mit Mitteln der Universität Saarbrücken unternommene Ausgrabung'' Philologus Verlag, Basel 2007.
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*Alfred Maurer: Mumbaqat 1977, Bericht über die von der von der Deutschen Orient-Gesellschaft mit Mitteln der Universität Saarbrücken unternommene Ausgrabung'' Philologus Verlag, Basel 2007.
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== Einzelnachweise ==
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<references />
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[[Kategorie:Antike syrische Stadt]]
 
[[Kategorie:Antike syrische Stadt]]
 
[[Kategorie:Archäologischer Fundplatz in Syrien]]
 
[[Kategorie:Archäologischer Fundplatz in Syrien]]

Aktuelle Version vom 4. Mai 2009, 23:56 Uhr

Tall Munb?qa (auch Ekalte (Mumbaqat)) ist eine heute in Ruinen liegende 5000 Jahre alte Stadtanlage in Nordsyrien.

Inhaltsverzeichnis

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[Bearbeiten] Geographische Lage

Das Ruinenfeld liegt am Ostufer des Oberlaufs des Euphrat über dem Steilhang des einstigen Flusstales. Im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. war die Stadt ein bedeutender Stadtstaat der Region.

Durch die Errichtung der Tabqa-Talsperre bei Tabqa ist die Stadtruine heute teilweise geflutet. Die Situation im Staudammgebiet hat sich in den Jahren seit der Aufnahme der Grabungstätigkeit im Jahre 1969 grundlegend geändert. Im Euphrattal, dessen Bild durch das Grün der Baumwolle und den breiten Fluss geprägt wurde, hat sich ein großer Stausee gebildet, der die Ruinenstadt teilweise überschwemmt hat. Am stärksten betroffen ist das Westufer mit seinen flachen Flussterrassen, die als erste überschwemmt wurden.

Der hoch über dem Steilabfall des Ostufers gelegene Tall Munb?qa ist noch erhalten.

Das bei der Grabung 1974 freigelegte Nordost-Tor liegt auf 36° 13? 9? N, 38° 7? 54? O36.21915938.131635Koordinaten: 36° 13? 9? N, 38° 7? 54? O, das Südtor auf 36° 13? 1? N, 38° 7? 44? O36.21704738.12891.

[Bearbeiten] Stadtentstehung

Der Euphrat war eine der „Landstraßen“, die Asien mit dem Mittelmeer verbanden. Der Verlauf einer der wichtigsten Handelsstraßen zwischen den sumerischen und später babylonischen Machtzentren und den syrischen Küstenstädten und der unmittelbare Zugang zum schiffbaren Hauptfluss können als eine der Grundmotive für diese Stadtgründung angesehen werden. Der Handel war Antrieb zum Städtebau. Stadtmacht und Stadtzerstörung kennzeichnen das Urbanisationsfieber des 3. und 2. Jt. vor Chr. In Nordsyrien, wo der Fluss aus dem armenischen Hochland nach Südosten abbiegt, 200 km vom nahe liegenden Mittelmeer lagen wichtige Handelsplätze. Von dort verläuft die Straße über das nordsyrische Plateau nach Aleppo. Schon ab dem 4. Jt. v. Chr. sind hier sumerische Handelsstätten nachweisbar. Im 3. Jt., dem Höhepunkt der kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung, entstanden Fürstensitze nach dem Vorbild sumerischen Städte. Das altsyrische Reich reichte sich im 2. Jt. v. Chr. bis an den Euphratbogen. Der Mitannistaat der Hurriter beherrschte wenige Jahrhunderte darauf den Nord-Osten des heutigen Syriens mit dem Euphrattal. Im 14. Jahrhundert v. Chr. beherrschten die Hethiter Nordsyrien und der Euphrat bildete die Grenze zwischen dem assyrischen Gebiet und dem hethitischen Großreich. Um 1200 v. Chr. besiedelten die Aramäer am Euphrat. Diese wechselvolle Geschichte erschließt sich aus den zahlreichen Ruinenhügeln entlang des 90 km langen Stausees. Einer der größten ausgegrabenen Ruinen dieser alten Kulturlandschaft ist Tall Munb?qa.

[Bearbeiten] Erforschung des Tall Munb?qa

Im Jahre 1907 entdeckte die englische Forscherin Gertrude Bell die Ruine, erstellte einen Plan und beschrieb die Wallanlage: "Munbayah, wo meine Zelte aufgeschlagen waren - der arabische Name bezeichnet nur einen hochgelegenen Platz - war vermutlich das Bersiba in Ptolemäus' Ortsnamenliste. Es besteht aus einer doppelten Umwallung, am Flußufer gelegen." Gertrude Bell irrte in der Lokalisierung von Bersiba, erkannte aber die Bedeutung des Ruinenhügels für die Erforschung der orientalischen Stadt. Die 400 m x 500 m große, rechteckige, einst stark befestigte Stadtruine wurde 1964 anlässlich der Bereisung des geplanten Stauseegebietes dokumentiert und erforscht. 1968 beantragte die Deutsche Orientgesellschaft die Ausgrabungserlaubnis für den Ruinenhügel. 1969-1970 wurde von E. Heinrich (Universität Berlin) die Vermessung der oberirdisch sichtbaren Baureste vorgenommen und 1971 mit deren Freilegung begonnen. Die Ausgrabung wurde 1973 und 1974 von Winfried Orthmann und 1977 von Alfred Werner Maurer von der Universität Saarbrücken geleitet und ab 1979 von Dittmar Machule von der Technischen Universität Hamburg-Harburg weitergeführt. Während der Grabungskampagnen 1973, 1974 und 1977 waren bis zu 16 Wissenschaftler und bis zu 90 einheimische Arbeiter an den Ausgrabungsarbeiten beteiligt. Der antike Name der spätbronzezeitlichen Stadt wird aufgrund von 15 aufgefundenen Tontafeln mit der Nennung dieses Stadtnamens mit "Ekalte" angenommen. Möglicherweise ist Tall Munb?qa zur Mittelbronzezeit mit dem bei Apla?anda von Karkemiš und Šamši-Adad I erwähnten Yakaltum gleichzusetzen [1]

[Bearbeiten] Besiedlungsgeschichte der Stadt

Der Siedlungshügel liegt direkt am linken Euphratufer und ist von einer gewaltigen Wallanlage umgeben, welche zum Fluss hin einen Steilhang bildet und nach Osten zum Land hin flacher wird. Die natürliche Topographie des Flusstales, und der angrenzende Hügel bestimmt die Form der Stadtanlage. Zunächst bestand nur die mit einem Befestigungsring umgebene Innenstadt, die in mittelsyrischer Zeit (um 1600-1400 v. Chr.) durch eine zum Land gelegene Vorstadt nach Osten erweitert wurde. Die ehemals östliche Umwallung der Innenstadt trennt nun diese von der Stadterweiterung. Die Fortifikation wurde in dieser Zeit erweitert und durch eine im Nordhang der Umwallung aus luftgetrockneten Lehmziegeln errichtete Toranlage mit zwei mächtigen Türmen gesichert. Das spätere Verschließen des Tores mit vorgesetzten gewaltigen Kalksteinblöcken schützte dieses vor der Zerstörung. Dieser Besiedlungsschicht gehört auch das Südwest-Tor an. Die Vorstadt wurde nach Südwesten über ein weiteres Torgebäude (Südwest-Tor) angedient. Der östliche innerstädtische Wall weist zum südöstlichen Teil der Vorstadt nahe dem Südwest-Tor eine Einsenkung auf die darauf schließen lässt, dass hier ein Zugang zur Innenstadt bestanden hat. In dem jüngeren Abschnitt der Mittelsyrischen Zeit wurden die Stadtmauern teilweise erneuert und verstärkt.

Außerhalb der Befestigungsanlage im Bereich der Uferzone wurde ein gut erhaltener Töpferofen aus Lehmziegeln mit Lochtenne und Kuppel ausgegraben. Etwa 250 m südlich der Stadt wurden eine Reihe von Grabkammern entdeckt die in die zweite Hälfte des 3. Jt. v. Chr. datiert sind.

Die am Nordwestrand des Ruinenhügels zum Euphrat in der Innenstadt gelegenen Heiligtümer, der Tempel I mit Nebengebäuden und Tempel II sind der Altsyrischen Periode (etwa 2000–1600 v. Chr.) zuzuordnen. Die beiden Kultbauten dienten der Verehrung der beiden Hauptgottheiten. Der Nordwestlich gelegene Tempel I hat die Außenabmessungen von 12,60 x 26,80 m und 2,70 m dicke Steinmauern aus unbehauenen Steinen gesetzt. Die Einteilung des Grundrisses bestand aus dem Gemach der Gottheit, der Cella, einem länglich-viereckigen Raum, mit einer Vorhalle, die sich mit zwei Säulen zwischen zwei Anten nach Osten öffnet. Im Innenraum dieses Steinbaues wurden 1973 die Bauschichten 4 bis zum Fußboden 4c freigelegt, 1974 fand man darunter die älteste zu den Mauern gehörende Begehungsschicht (4d). Diese älteste Siedlungsschicht, ein kleines Heiligtum, eine Tempelcella aus Lehmziegeln unterhalb des nördlichen Tempel I gehört der Frühsyrischen Periode (etwa 2600-2100 v. Chr.) an. Nördlich des Tempels fanden sich die Reste eines Steingebäudes. 2,00 m vor der nördlichen Längswand des Tempels wurde ein Steingebäude freigelegt. Ein langrechteckiger Raum von 8 x 5 m (jüngste Phase Schicht 2a). Der Zugang zu dem Raum befindet sich auf der östlichen Schmalseite. In diesem Bereich wurden 13 Tonmodelle von Lebern gefunden, die für Weissagungen vom Priester verwendet wurden. In ihrer unmittelbaren Nähe wurden drei Bruchstücke verschiedener Tontafeln mit Keilschrift entdeckt. Nördlich von diesem Gebäude durch eine schmale Gasse getrennt wurde ein Steinhaus mit einem Raum und einem Hof freigelegt.

Der größere Tempel II hat die Außenmaße von 33,75 x 15,00 m und 3,00 m dicke Steinmauern. Man betrat die Tempel von Osten über eine nach Osten offene Vorhalle, welche durch die Anten der Längsmauer und von zwei Säulen gestützt wurde. Von der Vorhalle stieg man über eine 2 m breite steinerne Treppenanlage in den östlichen Teil des Hauptraumes und von dort über eine zweite Treppe in das mit Altar und Bänken ausgestattete Allerheiligste.

[Bearbeiten] Stratigraphie und Datierung der Besiedlungsschichten

Die aus übereinandergeschichteten antiken Ruinen bzw. übereinander angehäuftem Trümmerschutt in den Grabungskampagnen 1973-1977 aufgefundenen Hauptbesiedlungsschichten dieses Fürstensitzes des 2. Jahrtausend v. Chr. gliedern sich wie folgt:

Mumbaqat IV: Frühsyrische Periode (etwa 2600-2100 v. Chr.) Siedlungsschicht des ältesten Heiligtums (Kleiner Tempel der Schicht 4c datiert auf 2500-2300 v. Chr.) im Bereich inner- und unterhalb des großen Tempels I. Die rechteckige Tempelcella mit den Innenabmessungen des Raumes von 3,50 x 5,00 m bestand aus 1 m dicken verputzten Lehmziegelmauern. Den Raum betrat man von Osten über eine einflügelige Tür. Zum Aufstellen von Opfergaben befanden sich vor der Westwand flache Lehmziegelbänke und in der Mitte ein stufenförmig zum Raum hin abgestufter Altarblock. Im Altarblock eingemauert ein Gründungsopfer bestehend aus Fritteperlen. Schichten aus dieser Zeit wurden auch auf der Kuppe im Zentrum des Grabungshügels und unter dem Tempel II entdeckt. Ein freigelegtes Kammergrab nördlich der Stadt (sog. Nordgrab) ergänzt den Siedlungsbefund und gibt Auskunft über die Bestattungssitten der antiken Bevölkerung in dieser Zeit.

Mumbaqat III: Altsyrische Zeit (etwa 2000-1600 v. Chr.): Siedlungsschicht der Vorläuferbauten von den Heiligtümern Tempel I und Tempel II und der inneren Stadtbefestigung. Nordost-Tor zur Vorstadt aus Lehmziegelkonstruktion mit Wehrgang und Vorhof, flankiert von zwei Bastionen bzw. Ecktürme am Fuße des Innenstadtwalls gelegen. Errichtung und Besiedlung der Vorstadt ca. 1600 v. Chr. Südwestlicher Zugang zur Vorstadt bestehend aus einem Torgebäude mit großer Halle und Feuerstelle, drei angebauten Nebenräumen und Vorraum, welches zusammen mit der Befestigungsmauer errichtet wurde.

Mumbaqat II: Mittelsyrische Periode (etwa 1600-1200 v. Chr.): Anlage der Vorstadt mit äußerer Fortifikation. Erneuerung und Ausbau der Heiligtümer Tempel I und Tempel II. Bestattung der Toten in Kammergräbern (sog. Südgrab) außerhalb der Stadt.

Mumbaqat I: Römisch-byzantinische Tumuli und Kammergräber innerhalb der Stadt

[Bearbeiten] Ausgewählte Funde

[Bearbeiten] Die Tontafeln

3 Tontafelfragmente wurden bereits bei den Grabungsarbeiten 1974 im Planquadrat 2737 entdeckt. Diese Fragmente gehören verschiedenen Textgattungen an. Das größte Fragment stammt von einer Urkunde, dessen erhaltene Zeilenanfänge sind Reste einer Zeugenliste; auf der anderen Seite der Tafel war ein Siegel abgerollt. Insgesamt wurden in Tall Munb?qa 89 spätbronzezeitlichen Tontafeln gefunden, sechs weitere gelangten durch den Kunsthandel in Privatsammlungen. Fast alle Tafeln wurden in Privathäuser aufgefunden und sind Familienarchiven zuzuordnen. Die Urkunden dokumentieren Immobiliengeschäfte, Testamente und Adoptionsurkunden. Der antike Name des Tall Munbaqa lautet Ekalte. In den 15 Urkunden ist dieser Name 17-mal niedergeschrieben. Sieben Tafeln tragen eine Datierung. Abrollungen eines altakadischen Siegels befinden sich auf den Urkunden zu den Immobilien aus dem Besitz des Stadtgottes und der Stadt.

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. ? W. Yuhong, N.A.B.U. 2/1991, D. Charpin, N.A.B.U. 1 /1993, 26.
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Mumbaqat
 
 

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