Liste der Archive und Bibliotheken des Altertums:
- Assur
- Dur Scharrukin
- Nimrud und
- Ninive - die Bibliothek Assurbanipals, wichtigste u. besterforschte Palastbibliothek, sie wurde bereits von Sanherib begonnen, und hatte nach Schätzungen bis zu 10 000 Tafeln beherbergt. Wovon wir heute etwa 1500 besitzen. Die Bibliothek wurde 612 v. Chr. zerstört. Die Wiederentdeckung erfolgte 1850. Assurbanipals Bibliothek hatte bewusst die aus Babylon herbeigeschafften Tontafeln Tiglat-Pilesers übernommen und integriert. Die Texte können folgendermaßen eingeteilt werden:
- Tontafeln mit Prophezeiungen: Listen mit Beobachtungen, Unfällen und genau beschriebenen Ereignissen, die eine Voraussage über das Land oder eine Person erlauben
- Tafeln mit Listen der obengenannten Zeichen und Wörter in Sumerisch und Akkadisch
- Etwa hundert zweisprachige Tafeln mit Texten von Zaubersprüchen und Gebeten
- Weitere hundert Tafeln mit Texten von apotropäischen (Unheil abwehrenden) Beschwörungen sowie Fabeln und Sprichwörtern
- Etwa 40 Tafeln mit epischer Literatur: Gilgamesch, Schöpfungsgeschichte, Etana
- Fragmente von vermutlich etwa 200 weiteren Tafeln mit verschiedenen Texten, die auch die Kataloge der Tafeln enthalten.
- Ebla (Tell Mardikh) - Ebla hatte seine Blütezeit 2400-2250 v. Chr. 1964 begannen die Ausgrabungen, die Bibliothek wurde dabei 1975 gefunden. 1977 sicherte man ca. 15.000 Tontafeln, die gut erhalten waren, aus einem einzigen Raum. Publiziert wurde davon bislang nur ein kleiner Teil. Die Tafeln waren z. T. recht klein, konnten aber bei einer Kantenlänge von 30 cm bis zu 3000 Zeichen speichern. Auch in Ebla konnte man die Bestände klassifizieren:
- Diplomatische Korrespondenz
Palastkorrespondenz mit fremden Königen
Schriftwechsel mit Agenten an anderen Höfen
Kopien von Staatsverträgen
- allgemeine Verwaltung
Volkszählungen
Steuerabgaben
Angaben über Holz-, Metall- oder Getreidelieferungen
- Provinzverwaltung
Schriftwechsel mit den Provinzgouverneuren
Schriftwechsel mit Beauftragten des Königs
- "Verwaltungsakten" der Beamten, z. B.
Abrechnungen von verschiedenen Depots innerhalb und außerhalb des Palastes
Angaben über die Mahlzeiten des Königs
Angaben über Opfertiere, die der Palast für tägliche Opfer oder für Festivitäten lieferte
Löhne des Personals des Palastes und der Werkstätten
- Ur - In der Nähe der alten Stadt Ur werden die Reste der Palastbibliothek vermutet. Die irakische Archäologin Silvia Chiodi, die am Aufbau eines virtuellen Museums beteiligt ist, das den Zustand des Bagdader Museums vor den Zerstörungen dokumentieren soll, fand 2006 auf einem Luftbild Mauerreste im Südirak in der Nähe der Stadt. Bei näheren Untersuchungen fand sie zahlreiche Tafeln aus Ton und Bitumen. Diese Tafeln umfassen die Zeitspanne von 2700 v. Chr. und 2100 v. Chr. (1.-3. Dynastie von Ur). Die Inschriften sind literarischen und historischen Inhalts. Man rechnet mit noch tausenden von verschütteten Tafeln und glaubt so, die Palastbibliothek entdeckt zu haben. (Lit.: Abenteuer Archäologie, 2006,2, S.11)
- Lagasch (Tello) - Das königliche Palastarchiv wurde 1894 gefunden und stammt ebenfalls aus der Zeit um 2350 v. Chr. Es wurden etwa 70.000 Tafeln sichergestellt.
- Girsu - 50.000 gefundene Verwaltungsurkunden in sumerischer Keilschrift aus der Ur-III-Zeit
- Sippar - In Sippar, wo u.a. im Jahre 1986 Ausgrabungen durchgeführt wurden, fand man Tontafeln des Archives im Tempel des Sonnengottes Schamasch in Nordbabylon noch immer in den Regalfächern angeordnet. Eine komplette neubabylonische Bibliothek. Der Tempel wurde wahrscheinlich durch Nabonid (555-539 v. Chr.), den letzten Babylonischen König vor der persischen Eroberung, erbaut. In dem kleinen noch 1,50 m in der Höhe erhaltenen Raum befanden sich in den Wänden aus den Lehmziegeln heraus gebaute Nischen, bzw. Fächer, die in Reihen von kleinen Fächern 17 cm mal 30 cm groß angelegt waren. Die Archäologen haben 56 Fächer errechnet, die etwa für 2000 Tafeln reichten, die aufrecht in ihnen gefächert waren. bei dem Inhalt der Texte handelte es sich nahezu ausschließlich um literarische Texte kopiert aus den Archiven in Babylon, Nippur, Agade und anderen babylonischen Städten. Mit ihnen konnte man zum Teil die Lücken in anderen Archiven schließen. Die letzte Tafel verzeichnete das Jahr 529 v. Chr. Auch Kopien von Steinstelen und Metalltafeln wurden gefunden. Auch Abschriften königlicher Inschriften die bis zu 1500 Jahre älter waren wurden entdeckt. Sie wahren z.T. noch unbekannt. Die Gattungen der literarischen Texte umfassten Hymnen, Gebetstexte, Prophezeiungen, astrologische Omen, astronomische, mathematische und lexikalische Texte, auch Atrahasis und das Schöpfungsepos Enuma Elish, sowie die Standard Mythen des Babylonischen Kreises wurden gefunden. Die Tafeln waren mit den Namen der Schreiber versehen. Einer der häufigsten war der Schreiber Nabium-etir-napshati aus der Familie Pakcharu. Die endgültige Publikation der Tafelfunde steht noch aus. (Lit.: Sasson).
- Tell el-Amarna - Keilschriftkorrespondenz Amenophis III. und IV. Echnaton (1411-1358 v. Chr.) mit den Königen von Palästina bis Mesopotamien (Lit.: Der Kleine Pauly, 1, 514)
- Hattusa (Boghazköy) um 1500-1200 v. Chr. - Hier fanden sich eine Fülle von politischen, religiösen und literarischen Texten in der königliche Bibliothek.
- Elephantine, Oberägypten - das Pypyrusarchiv der jüdischen Kolonie ist das wichtigste Archiv des Altertums das nicht mehr die Keilschrift verwendete. Ebenso bedeutend sind für uns die Rollenfunde am Toten Meer in
- Qumran - Pergament- und Papyrusrollen mit hebräischen und griechischen Texten der Jüdischen Bibel und seines Umfelds.
Dem Vorbild Assurbanipals folgten auch die bedeutendsten Bibliotheken der klass. Antike
(Lit.: Barth, Mesopotamien)
Siehe auch
Akkad, Babylonien, Hieroglyphen, Stele, Inschrift, Papyrus, Pergament, Schriftrolle
Literatur
- R.Barth: Bibliotheken in Mesopotamien und Ägypten. in: 5000 Jahre Bibliotheken - eine Geschichte ihrer Benutzer, Bestände und Architektur (mit Exkursion). Stadt- und Universitätsbibliothek, Bern 1996. (Online Vorlesung)
- Uwe Jochum: Kleine Bibliotheksgeschichte. Reclam, Stuttgart 1999 (2. verb. Aufl.). ISBN 3-15-008915-8
- Fritz Milkau: Handbuch der Bibliothekswissenschaft. Leipzig 1931ff., Harassowitz, Wiesbaden 1952ff.
- Konrat Ziegler (Hrsg.): Der kleine Pauly. Lexikon der Antike. Druckenmüller, Stuttgart 1964ff., dtv, München 1979. ISBN 3-423-05963-X
- Jack M. Sasson (Hrsg.): Civilizations of the Ancient Near East. Bd 4. Charles Scribner’s Sons, New York 1995, Alban, Bristol 2001. ISBN 1-56563-607-4
- Hans Nissen, Peter J. Damerow, Robert K. Englund (Hrsg.): Frühe Schrift und Techniken der Wirtschaftsverwaltung im alten Vorderen Orient. Informationsspeicherung und Verarbeitung vor 5000 Jahren. Franzbecker, Bad Salzdetfurth 1991. ISBN 3-88120-110-6
- Adelheid Schlott: Schrift und Schreiber im Alten Aegypten. Beck, München 1989. ISBN 3-406-33602-7
- Klaas R. Veenhof (Hrsg.): Cuneiform Archives and Libraries. Nederlands Historisch-Archaeologisch Instituut te Istanbul, Leiden 1986. ISBN 90-6258-057-2
- J.N. Postgate: Early Mesopotamia. Society and economy at the dawn of history. Routledge, London 1992, 1996. ISBN 0-415-11032-7
- Margueron, Jean-Cl., Les Mésopotamiens, Paris, A. et J. Picard, 2003. ISBN 2-7084-0693-0
- Abenteuer Archäologie. Spektrum der Wissenschaft Verl.-Ges., Heidelberg 2006,2, S.11. ISSN 1612-9954
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